Digitalisierung und Flexibilisierung der Medienproduktion

Regie für die Vertical-Video-Produktion bei der SportsInnovation 2022.
Foto: Sportcast GmbH

14.06.2022 – Zwei aktuelle Entwicklungsschritte sorgen für eine weitere Digitalisierung und Flexibilisierung der Medienproduktion: Cloud-basierte Produktion und die Remote-Steuerung von Kameras. Auf beiden Feldern baut die DFL-Tochterfirma Sportcast ihre Expertise aus, während der SportsInnovation 2022 präsentierte sie Beispiele in der Live-Anwendung, auch im Zusammenhang mit einer Vertical-Video-Produktion.

Cloud-basierte 9:16 Produktion

Was zunächst einfach klingt, ist mit erheblichen technischen Herausforderungen verbunden: Das für Smartphones optimierte vertikale Bildformat entsteht auf Basis einer eigenen Produktionsinfrastruktur. Spezielle beziehungsweise modifizierte Kameras im Stadion, eine eigene Bildregie und separate Distribution des entsprechenden Signals – all das lässt sich am besten mit modernster Technologie verwirklichen.

Nach dem erfolgreichen Test beim Bundesliga-Spiel zwischen dem VfL Wolfsburg und dem SV Werder Bremen Anfang Dezember 2019 mit fünf eigenen Kameras erfolgte die erstmalige Übertragung eines gesamten Spiels bei TikTok im mobil-optimierten 9:16-Format beim Supercup 2021. Dabei kamen sogar neun Vertikalkameras zum Einsatz. Ein weiteres Mal stellte die DFL mit ihrer Tochterfirma Sportcast ihre 9:16-Expertise bei der Mitte Mai in Düsseldorf durchgeführten SportsInnovation 2022 unter Beweis.

Während der SportsInnovation 2022 wurde ein eigenes Kamera-Setup für die Produktion im Format 9:16 vorgeführt.
Foto: DFL/Getty Images/Alexander Scheuber

Der nächste Schritt: Cloud-basierte Remote-Produktion

Dabei vollzog Sportcast einen weiteren Entwicklungsschritt in Richtung Digitalisierung und stellte erstmals die Cloud-basierte Remote-Produktion für das 9:16-Format vor. Die Signale der einzelnen Kameras wurden per Internet-Verbindung zum Cloud-Standort in München übermittelt. Regie, Zeitlupen-Bearbeitung und Grafik-Einspielung erfolgten an PC-Remote-Arbeitsplätzen im Stadion. Dabei kamen das Cloud-Produktionssystem „Bravo“ und das Slow-Motion-Replay-System der Firma Evertz zum Einsatz. Außerdem steuerte Evertz die interaktive Grafik-Engine „Ease Live“ für datenbasierte vollautomatische Spielgrafik mit optionaler vollautomatischer Radarview-Produktion bei; das Hosting übernahm Amazon Web Services (AWS). Das 5G-Campus-Netzwerk für die Kamera-Nahführung und die Signalübertragung wurde von der Firma Media Broadcast bereitgestellt. Von Anfang lag der Fokus auch auf einer möglichst schlanken Produktion mit optimierter, nachhaltiger Ressourcennutzung und effizienten Workflows.

Während vier kabelgebundene TV-Kameras mit Vertikaladaptern ihr Signal an den Übertragungswagen der Firma TVN lieferten, wurden die Video-Streams eines Camcorders und eines Smartphones mit Spezialadapter über das 5G-Netzwerk des Stadions in die Cloud übertragen. Damit war die Übertragung des für Smartphones optimierten Signals unabhängig vom Ü-Wagen.

Auch Basissignal-Kameras im Remote-Einsatz

Darüber hinaus wurde bei den Innovationsspielen der SportsInnovation 2022 erstmals auch eine Kamera aus dem „Standard-Kamerakonzept“ für das Basissignal live ferngesteuert. Im Rahmen des Schwerpunktthemas „Broadcast & Content“ wurde die Kameraposition „Reverse halbhoch rechts“ mit einem Remote-Head ausgestattet und von einem anderen Standort per Joystick gesteuert.

Remote-Kamera im Einsatz bei der SportsInnovation 2022.
Foto: DFL/Getty Images/Alexander Scheuber

Hierfür wurden zwei Remote-Arbeitsplätze beim Ü-Wagen-Dienstleister TVN, einer Sportcast-Beteiligung, auf deren Firmengelände in Hannover eingerichtet. Die Steuerung der Kamera in der MERKUR SPIEL-ARENA in Düsseldorf, das Einbinden von Zeitlupen durch die Slomo-Operatorin sowie die komplette Kommunikation zwischen Hannover und Düsseldorf wurden vollständig remote aus Hannover umgesetzt. Für die verschiedenen Leitungen wurde das von Sportcast in Zusammenarbeit mit der Firma VIDI betriebene Glasfasernetz genutzt, welches auch im Rahmen der Bundesliga und 2. Bundesliga zum Einsatz kommt. Somit wurde in Bezug auf die Bildqualität, Stabilität und Latenz beste Qualität gewährleistet.

Arbeitsplatz für die Steuerung der Remote-Kamera bei der Firma TVN in Hannover.
Foto: Sportcast GmbH

Die Realisierbarkeit von Remote-Anwendungen, teilweise mit Cloud-Unterstützung, konnte unter Realbedingungen erfolgreich demonstriert werden – und das sogar in Ultra HD. Die Medienpartner der DFL können künftig auch bei diesem Angebot auf exzellente Signalqualität zählen.