Mehr als 80 Teilnehmende: Vollversammlung für audiodeskriptive Live-Reportage im Fußball

Foto: DFL/Witters/Jörg Halisch

10.08.2023 – Reporterinnen und Reporter von Clubs der Bundesliga, 2. Bundesliga und 3. Liga sowie sehbehinderte Fans und Gäste trafen sich kürzlich zu einer Vollversammlung auf dem DFB-Campus in Frankfurt am Main. Das Treffen für audiodeskriptive Live-Reportage fand erstmals im Rahmen des Projekts „T_OHR – Zentrum für Sehbehinderten- und Blindenreportage in Gesellschaft und Sport“ der AWO Südwest gGmbH statt, die ihre Expertise zu Sehbehinderten- und Blindenreportagen nutzt und auf den Profifußball ausweitet. T_OHR wurde von der DFL 2018 mitaufgebaut und seitdem finanziell unterstützt.

Zunächst blickten die mehr als 80 Teilnehmenden auf die vergangenen Jahre zurück und zogen ein positives Fazit: Zahlreiche Clubs streamen die Blindenreportage seit der Corona-Pandemie als kostenlosen Service, wodurch clubübergreifend ein Anstieg der Zugriffszahlen zu verzeichnen ist. Dadurch hat sich die Blindenreportage zuletzt an vielen Standorten zu einem inklusiven Fanradio entwickelt.

Unterschiedliche Vorträge und Workshop-Angebote

Im Rahmen der Veranstaltung gab Markus Stahmann, Gründer des Interessenverbands der Farbsehschwachen und Farbenblinden, einen Einblick in die Herausforderungen, die farbsehschwache Personen im Stadion bewältigen müssen. Wenn die Mannschaften auf dem Platz zum Beispiel aufgrund einer bestimmten Farbkombination der Trikotsätze nicht unterschieden werden können, ist die audiodeskriptive Live-Reportage eine wertvolle Unterstützung.

Maren Grübenau, Managerin des „Knappen-Kommentar“ des FC Schalke 04, stellte die Ergebnisse einer Befragung von sehbehinderten und blinden Fans vor, deren Ergebnisse wertvolle Hinweise zur Weiterentwicklung und Verbesserung der Reportage-Standards lieferten. Dass die Blindenreportage von den Clubs als Livestream zur Verfügung gestellt wurde, stellte für die Hörerinnen und Hörer einen großen Mehrwert dar, denn dies ermöglichte es ihnen, Spiele zu verfolgen, auch wenn sie nicht selbst im Stadion vor Ort sein konnten. Zugleich wurde im Rahmen der Befragung deutlich, dass digitale Barrierefreiheit unabdingbar für die Nutzung der Blindenreportage ist.

In fünf unterschiedlichen Workshops konnten die Reporterinnen und Reporter an ihren Fertigkeiten arbeiten und sich zu verschiedenen Themen austauschen. Der Fokus wurde dabei nicht nur auf den Kommentar zum Geschehen auf dem Spielfeld gelegt, sondern auch auf die Beschreibung von Ereignissen darüber hinaus – um zum Beispiel zu erklären, wie Fan-Choreografien für Sehbehinderte und Blinde dargestellt werden. 

Abgerundet wurde die Veranstaltung durch einen Besuch von Lutz Wagner. Der ehemalige Profi-Schiedsrichter (296 Einsätze in der Bundesliga und 2. Bundesliga) gab den Teilnehmenden einen Überblick über Regeländerungen, die mit Beginn der Saison 2023/24 gültig wurden. Für Blindenreporterinnen und -reporter ist die Kenntnis der aktuellen Regeln unabdingbar für eine qualitativ hochwertige Reportage.