Leonard Stöcklein vom Lehrstuhl für Geschichte an der Friedrich-Alexander-Universität in Nürnberg, informierten die Gruppe unter anderem über die Geschichte des Reichparteitagsgeländes, welches sich in direkter Nachbarschaft des Max-Morlock-Stadion befindet.
Leonard Stöcklein vom Lehrstuhl für Geschichte an der Friedrich-Alexander-Universität in Nürnberg, informierten die Gruppe unter anderem über die Geschichte des Reichparteitagsgeländes, welches sich in direkter Nachbarschaft des Max-Morlock-Stadion befindet.
Foto: DFL

Seit vielen Jahren engagiert sich der deutsche Profifußball gegen antisemitische Diskriminierung und für eine aktive Erinnerungsarbeit. Diese Bemühungen werden in Clubs und Verbänden, von Fans und Fanprojekten auf vielfältige Art und Weise gelebt. Die DFL bietet unter anderem Weiterbildungsformate an. Darüber hinaus steht der Austausch mit weiteren Institutionen und die Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure im deutschen Profifußball im Fokus. Die Bekämpfung von Antisemitismus kann nur gemeinsam wirkungsvoll und nachhaltig gelingen.

Gemeinsames Verständnis – die Unterzeichnung der IHRA-Definition

Eine weitere Voraussetzung für eine wirksame Bekämpfung von Antisemitismus ist ein gemeinsames Verständnis der Wirkungsweisen dieser Diskriminierungsform. Aus diesem Grund hat sich das Präsidium der DFL 2021 einstimmig dafür ausgesprochen, die Antisemitismus-Arbeitsdefinition der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) zu übernehmen.

Die Definition der IHRA lautet: „Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Jüdinnen und Juden, die sich als Hass gegenüber Jüdinnen und Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nichtjüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen.“

Fachtag „Antisemitismus und Profifußball: Herausforderungen, Chancen, Netzwerk“

Dem langjährigen Engagement gegen Antisemitismus mit zahlreichen Erinnerungsprojekten und historisch-politischer Bildungsarbeit von Clubs und DFL und der Unterzeichnung der IHRA-Definition folgte im März 2022 ein großer Fachtag.

Mehr als 100 Teilnehmende aus der Bundesliga und 2. Bundesliga, aus jüdischen Organisationen sowie weitere Expertinnen und Experten kamen im Dortmunder SIGNAL IDUNA PARK zusammen, um miteinander Handlungsstrategien zu finden und sich über ihre Arbeit auszutauschen. Mit der gemeinsamen Ausrichtung der Konferenz kooperierten die DFL, der World Jewish Congress (WJC) und der Zentralrat der Juden in Deutschland erstmals bei der Bekämpfung von Antisemitismus innerhalb und außerhalb des Sports.

Zu den Rednern zählten unter anderem Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Maram Stern, Vizepräsident des World Jewish Congress, Dr. Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus sowie Mahmut Özdemir, damals Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin des Innern und für Heimat. Historiker Dr. Andreas Kahrs führte als Moderator durch den Tag. Auch Ansgar Schwenken, Mitglied der DFL-Geschäftsleitung, sprach zu den Gästen.

Vernetzung und kontinuierliche Weiterbildung

Der Fachtag diente als Impuls für eine Vielzahl an weiterführenden Angeboten und den Ausbau des Dialogs. Die DFL fördert über die Fachabteilung Fanangelegenheiten die Weiterbildung von Mitarbeitenden aus den Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga sowie von Fanprojekten. Dabei steht die Arbeit gegen alle Formen der Diskriminierung, auch gegen Rassismus und Antisemitismus, im Fokus.

In Zusammenarbeit mit der what matters gGmbH werden Workshops zu unterschiedlichen Themen angeboten, zum Beispiel eine zweitägige Fortbildung unter dem Titel „Hate Speech und Antisemitismus in den Sozialen Medien“, ein Workshop zu lokalen Stadtrundgänge und Spurensuche oder digitalen Aktivitäten im Rahmen von Erinnerungsarbeit. Darüber hinaus werden regelmäßig Gedenkstättenseminare als Qualifizierungsmaßnahme angeboten.

Um weiterführende Impulse zu erhalten und ligaübergreifenden Austausch zu ermöglichen, reiste eine Gruppe aus Clubs und DFL 2023 nach London, um an einer Konferenz zur Bekämpfung von Antisemitismus teilzunehmen. Im Mai 2024 besuchte eine Gruppe von DFL- und Clubvertretern Israel und nahm am offiziellen Holocaust-Gedenken in der Gedenkstätte Yad Vashem teil.