Ein Backsteinhaus, davor ein Eingangstor, oben ragt der Schriftzug: Arbeit macht frei.
Am Eingangstor zum ehemaligen Stammlager Auschwitz I.
Foto: DFL/Mareen Meyer

Die gemeinsame Auseinandersetzung von Fans, Clubs und Fanprojekten mit Antisemitismus und dem Nationalsozialismus ist vielerorts fester Bestandteil der Fußballkultur. Dabei stehen auch die Aufarbeitung der eigenen Vereinsgeschichte und der Rolle des deutschen Fußballs im Vordergrund. An vielen Standorten gibt es Bildungsreisen an die Orte des Holocaust und zu den Gedenkstätten der ehemaligen Konzentrationslager. An dieses Engagement anknüpfend bietet die DFL unterschiedliche Weiterbildungsformate im Bereich der historisch-politischen Bildung an, seit 2016 auch in Form von Gedenkstättenseminaren.

Weiterbildung für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren

Die Gedenkstättenseminare stellen ein Weiterbildungsangebot für Mitarbeitende aus den Fanbetreuungen der Clubs sowie der Fanprojekte und mittlerweile auch für die Nachhaltigkeits- bzw. CSR-Verantwortlichen dar. Ziel ist es, die Teilnehmenden als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren zur Organisation und Umsetzung eigener Gedenkstättenfahrten zu befähigen. Auch der kollegiale Austausch von Erfahrungen ist wichtiger Baustein dieser Angebote. Bei der Planung und inhaltlichen Gestaltung der Gedenkstättenseminare arbeitet die DFL eng mit der what matters gGmbH zusammen. Die Organisation hat sich auf den Einsatz gegen Antisemitismus spezialisiert und arbeitet auch bei anderen Projekten mit der DFL zusammen.

Auschwitz, Theresienstadt, Berlin: Lernen an den Orten des Geschehens

Die ersten historisch-politischen Weiterbildungen wurden in den Jahren 2016 und 2017 angeboten. Profis aus der Fanarbeit reisten damals nach Oswiecim, um die Gedenkstätten der Konzentrations- und VernichtungslagerAuschwitz zu besuchen und dort mehr über die Geschichte des Ortes zu lernen. Im Jahr 2019 wurde erstmals eine Gedenkstättenfahrt nach Theresienstadt in Tschechien angeboten. Nach einer pandemiebedingten Pause konnte 2022 wieder ein Gedenkstättenseminar in Berlin angeboten werden. Im Fokus standen regionale Möglichkeiten für Bildungsangebote mit Fans. Die Teilnehmenden besuchten unter anderem den Olympiapark, das Jüdische Museum Berlin, die Gedenkstätte Sachsenhausen und den Lernort Keibelstraße. Im darauffolgenden Jahr fand erneut eine Fahrt nach Oswiecim statt.

Auch in Zukunft sollen regelmäßig Weiterbildungen dieser Art angeboten werden, wobei auch weniger bekannte Orte besucht werden sollen.

Von der Faninitiative zum Engagement des Profifußballs

Waren es zu Beginn der 2000er Jahre zunächst vereinzelte Fangruppen und Fanprojekte, die Besuche in Gedenkstätten initiierten, gehört die Durchführung von Gedenkstättenfahrten mittlerweile zu den festen Bestandteilen des Engagements von Clubs und Fanprojekten. Dabei werden nicht nur Fans und Mitglieder angesprochen, sondern auch die eigenen Mitarbeitenden und sogar Sponsoren.

Oftmals stehen lokale Bezüge und die Arbeit mit Biografien im Vordergrund, etwa wenn Clubs sich mit eigenen jüdischen Mitgliedern auseinandersetzen, die während des Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurden. Auch die Auseinandersetzung mit dem jüdischen Leben heute und der Austausch mit jüdischen Gemeinden ist vielerorts Teil der Bildungsarbeit.

Viele Gedenkstättenfahrten und andere Projekte werden finanziell durch den Pool zur Förderung innovativer Fußball- und Fankultur (PFiFF) unterstützt. Eine eigens eingerichtete Fördersäule für Projekte im Bereich der historisch-politischen Bildung unterstreicht die Bedeutung solcher Angebote.