Große Resonanz beim Fachtag „Antidiskriminierung und Vielfalt“

Foto: Lukas Schulze / Getty Images.

17.03.2021 – An dieser Zielsetzung lässt Pablo Thiam keine Zweifel: Für seine Schützlinge, die Nachwuchsspieler des VfL Wolfsburg, soll es selbstverständlich sein, offen durchs Leben zu gehen. Ohne Vorurteile. Mit Toleranz und Respekt vor ihrem Gegenüber. „Um das zu lernen, ist Fußball der beste Ort“, sagt Thiam, Leiter des Wolfsburger Leistungszentrums: „Im Fußball geht es nicht darum, welche Sprache du sprichst, woher du kommst, welche Hautfarbe du hast – es geht um deine Fähigkeiten, die du im Team einbringst. Genauso sollte es auch ansonsten im Leben sein.“

Thiam, früherer Bundesliga-Profi (311 Spiele/23 Tore für den 1. FC Köln, den VfB Stuttgart, den FC Bayern München und den VfL Wolfsburg), gehört zu den Protagonisten des diesjährigen Fachtags zum Thema „Antidiskriminierung und Vielfalt“. Dieser wird zum insgesamt siebten Mal durchgeführt, zum zweiten Mal gemeinsam von der DFL Deutsche Fußball Liga und dem DFB. Bedingt durch die aktuellen Umstände findet der Fachtag Corona-bedingt erstmals aufgeteilt in drei virtuelle Veranstaltungen statt. Bei der Auftakt-Veranstaltung, bei der Thiam über seine Arbeit in Wolfsburg sprach, lag der Schwerpunkt auf dem Thema „Rassismus und Vielfalt“.

„Rassismus ist ein gesamtgesellschaftliches Thema und sollte nicht als Problem von Minderheiten wahrgenommen werden. Rassismus geht alle etwas an.“

Ferda Ataman, Journalistin und Buchautorin

Mehr als 200 Teilnehmer von der Bundesliga bis zur Regionalliga

Das Angebot dieses Fachtags nahmen zum Auftakt über 200 Teilnehmer*innen aus unterschiedlichen Bereichen an: Fan- und Sicherheitsbeauftragte, Veranstaltungsleiter*innen sowie CSR-Verantwortliche der Clubs der Bundesliga, 2. Bundesliga, 3. Liga, der FLYERALARM Frauen-Bundesliga und der Regionalligen sowie Vertreter*innen sozialpädagogischer Fanprojekte.

Die Journalistin und Buchautorin Ferda Ataman, Vorsitzende der „Neuen deutschen Medienmacher*innen“, eröffnete die dreistündige Veranstaltung mit einem Impulsvortrag. Hierbei sensibilisierte sie die Teilnehmenden für verschiedene Aspekte des Themas Rassismus, auch, indem sie auf Passagen aus ihrem Buch „Hört auf zu fragen, ich bin von hier!“ einging. Ataman selbst ist in Stuttgart geboren, ihre Eltern stammen aus der Türkei. Die Journalistin führte aus, wie wichtig es sei, ein gemeinsames Verständnis von Rassismus zu entwickeln, bevor Vielfalt entstehen kann. Ihre Kernbotschaft lautete: „Rassismus ist ein gesamtgesellschaftliches Thema und sollte nicht als Problem von Minderheiten wahrgenommen werden. Rassismus geht alle etwas an.“

Kommunikation als Schlüssel gegen Rassismus

In der sich anschließenden Diskussionsrunde, moderiert von Autor und Soziologe Robert Claus, kamen weitere Protagonisten zu Wort, die über ihre Herangehensweise gegen Rassismus sprachen. Auch Pablo Thiam, der wertvolle Einblicke dazu lieferte, wie die Nachwuchsspieler des VfL Wolfsburg sensibilisiert werden. „Wir gehen mit den Jugendlichen regelmäßig in den Dialog und versuchen, sie durch unser Denken und Handeln zu einem offenen Miteinander zu führen“, sagte Thiam. Damit unterstrich er, was viele Teilnehmer*innen der virtuellen Runde durch ihre Beiträge ebenso zum Ausdruck brachten – wie wichtig fortwährende Kommunikation ist, um Rassismus nachhaltig zu bekämpfen.

Auf dem virtuellen Podium waren neben Ferda Ataman und Pablo Thiam auch Paul Keuter (Mitglied der Geschäftsleitung von Hertha BSC) und Daniela Wurbs (KickIn! – Beratungsstelle Inklusion im Fußball) vertreten. Darüber hinaus meldeten sich weitere Teilnehmer*innen des Fachtags mit ihren persönlichen Einschätzungen zu Wort, entstanden ist daraus eine intensive Diskussion.

Die weiteren Schwerpunkte des diesjährigen Fachtags „Antidiskriminierung und Vielfalt“ sind „Strategien gegen Rechtsextremismus“ und „Maßnahmen gegen sexualisierte Gewalt“ im Fußball und seinen Fanszenen. Wie schon bei den Fachtagen der vergangenen Jahre ist es auch diesmal in allen Themenbereichen das Ziel, über aktuelle Entwicklungen zu informieren und in den Dialog zu gehen, im besten Fall Handlungsstrategien aufzusetzen und weiterzuentwickeln.

DFL fördert zahlreiche Projekte

Seit vielen Jahren engagieren sich die DFL und die 36 Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga auch im Kampf gegen Rassismus. Ein Beispiel ist der im Jahr 2014 von der DFL eingerichtete Pool zur Förderung innovativer Fußball- und Fankultur („PFiFF“), über den seitdem zahlreiche Projekte auch im Bereich der Toleranzentwicklung und Antidiskriminierung gefördert werden. Wissenschaftlich begleitet wird „PFiFF“ von Beginn an auch durch die FH Potsdam. Das Programm „EXIT“ für Aussteiger aus der rechtsextremen Szene begleitet PFiFF zudem in der Steuerungsgruppe. Mehr Informationen zu den Förderschwerpunkten und -richtlinien sowie Projektbeispiele finden Sie unter https://www.dfl.de/de/fans/pfiff/.


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