Meilensteine der Partnerschaft mit der Bundesbehinderten-Fan-Arbeitsgemeinschaft (BBAG)

Gang im Außenbereich eines Stadions, an Säulen hängt ein Rollstuhl-Symbol
Foto: DFL/Getty Images/Boris Streubel

03.12.2022 – Der deutsche Profifußball beschäftigt sich seit vielen Jahren kontinuierlich mit dem Auf- und Ausbau von barrierefreien Strukturen, um unter anderem Menschen mit Behinderungen ein gleichberechtigtes Stadion- und Fußballerlebnis zu ermöglichen. Durch die Expertise von Netzwerkpartnerinnen und -partnern konnte in den vergangenen Jahren ein stetiger Fortschritt erzielt werden. Ein Beispiel dafür ist die Zusammenarbeit der DFL Deutsche Fußball Liga mit der Bundesbehinderten-Fan-Arbeitsgemeinschaft (BBAG). Anlässlich des heutigen Internationalen Tages der Menschen mit Behinderungen blicken wir auf ausgewählte Meilensteine und gemeinsame Erfolge zurück.

1999: Gründung der BBAG

Die BBAG vertritt seit ihrer Gründung im Jahr 1999 die Interessen von Fans mit Behinderungen. Seitdem wirkt sie als Dachverband von mehr als 80 Fanclubs von Vereinen der Bundesliga, 2. Bundesliga und 3. Liga.

Die DFL und die DFL Stiftung arbeiten seit 2006 mit der BBAG zusammen. Im gemeinsamen Fokus steht die Weiterentwicklung barrierefreier Stadioninfrastruktur in Deutschland. In den ersten Jahren der Kooperation vertrat die BBAG vor allem die Interessen von Rollstuhlnutzenden. Mit der Zeit hat sich das Selbstverständnis der Arbeitsgemeinschaft gewandelt: Heute setzt sich die BBAG für die Interessen aller Fans mit Behinderungen ein. Im Zuge der Zusammenarbeit ist der von der BBAG im Jahr 2006 initiierte Bundesliga-Reiseführer, eine Hilfestellung für die barrierefreie Planung eines Stadionbesuchs, weiterentwickelt und verstetigt worden. Im Juli 2022 ist der Bundesliga-Reiseführer als App für das Smartphone erschienen.   

2010: Audiodeskriptive Reportagen – der Start einer Erfolgsgeschichte

Eines der ersten gemeinschaftlichen Projekte von DFL und BBAG war in den 2010er Jahren der Auf- und Ausbau eines Netzwerks für audiodeskriptive Reportagen (Blindenreportagen). Die DFL veranstaltete in enger Abstimmung mit der BBAG Netzwerktreffen und Schulungsangebote für die Reporterinnen und Reporter, welches auch durch die Nutzerinnen und Nutzer selbst begleitet und mitgestaltet wurde. So ist in den Stadien ein Angebot mit stetig wachsender Qualität entstanden. Seit der Saison 2020/21 hat jeder Club der Bundesliga und 2. Bundesliga ein Angebot audiodeskriptiver Reportage etabliert, ebenso wie einige Standorte der 3. Liga.

Fans im Stadion mit Kopfhörern
Foto: DFL/Getty Images/Lukas Schulze

2015: Aktive Mitarbeit und Gestaltung in Beratungsgremien

Seit 2015 war die BBAG darüber hinaus Mitglied im Beratungs- und Kompetenzgremium „AG Fankulturen“, wo sie die Belange von Menschen mit Behinderungen vertrat. Unter ihrer Mitarbeit wurden zum Beispiel die individuellen Vermarktungsrichtlinien angepasst, welche etwa die Einhaltung von Sendezeiten und die Rechte eines Fanradios regeln. Das Ergebnis: Seit Frühjahr 2020 haben die Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga demnach das Recht, zusätzlich zu ihren Fanradios audiodeskriptive Reportagen zu streamen – das Angebot wird an jedem Spieltag von zahlreichen Fans genutzt.

2017: Einsatz für ganzheitliche Inklusion und Vielfalt im deutschen Profifußball durch KickIn!

Meilenstein-Charakter hat auch die Einrichtung der von der DFL und der Aktion Mensch geförderten „KickIn! – Beratungsstelle Inklusion im Fußball“, deren Träger die BBAG ist. Diese deutschlandweit einmalige Institution hilft Fans, Clubs sowie Verbänden dabei, Barrieren abzubauen und unterstützt Fanszenen, das Clubleben und Stadionerlebnis so zu gestalten, dass alle Menschen aktiv teilhaben können – unabhängig von körperlichen oder geistigen Fähigkeiten, Alter, sozialer oder ethnischer Herkunft, Geschlecht, sexueller Orientierung, Religion. Das Verständnis des Inklusionsbegriffs reicht also weit über die Belange von Menschen mit Behinderungen hinaus

Ein exemplarisches Projekt von KickIn! ist die Online-Plattform „SprachKick“, welche 2022 gemeinsam mit dem DFB und der Aktion Mensch mit Unterstützung der DFL veröffentlicht wurde und als praktische Hilfe für diskriminierungssensible Sprache im Fußball dient. Die Webseite soll für Verbände, Vereine, Fans, Fanprojekte und Medienschaffende eine Hilfestellung sein, um möglichst frei von Diskriminierungen formulieren zu können. Die DFL hat das Projekt inhaltlich begleitet und über „PFiFF“, den Pool zur Förderung innovativer Fußball- und Fankultur, auch finanziell unterstützt.

Zusammen in die Zukunft: Ganzheitliches Inklusionsverständnis in der Lizenzierungsordnung

Ein Ergebnis der gemeinsamen Bemühungen von BBAG und DFL ist auch, dass die zentralen Begriffe Inklusion und Vielfalt in Bezug auf die Anforderungen an die Fanbeauftragten Einzug in die Lizenzierungsordnung halten. Ab der Saison 2023/24 wird jeder Club eine hauptamtliche Fanbeauftragte oder einen hauptamtlichen Fanbeauftragten benennen, die oder der für Belange rund um „Inklusion und Vielfalt“ Ansprechperson ist. Sie oder er soll sich im Rahmen der Fanarbeit ganzheitlich mit Themen des Inklusions- und Vielfaltsmanagements befassen und aktiv die Interessen der Fans vertreten, die beim Stadionerlebnis und im Vereinsleben unterschiedlichen Barrieren und Diskriminierungen begegnen. Durch diesen Schritt wird die Professionalisierung in einem breiten Aufgabenspektrum weiter vorantreiben.