Live-Übertragung für Spielanalysten: Der neue „Match Analysis Stream“

Bildschirm auf Stadion-Tribüne
Blick vom Tribünen-Arbeitsplatz der Spielanalyse-Teams.
Foto: DFL

28.10.2025 – Seit dem 1. Spieltag der Saison 2025/26 steht den Spielanalysten in den Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga ein neuer Service der DFL zur Verfügung, der ihnen die Arbeit wesentlich erleichtert. Entwickelt von der DFL-Tochtergesellschaft Sportec Solutions AG (STS), sind die Signale von fünf für die Spielanalyse relevanten Kameraperspektiven nun als Stream außerhalb der Stadien empfangbar.

Flexibler, ortsunabhängiger Live-Videoempfang

Bislang mussten die Spielanalysten der Clubs persönlich im Stadion anwesend sein, um das Spiel aus den für die Spielanalyse benötigten Perspektiven mitverfolgen und auswerten zu können. Hierzu gab und gibt es nach wie vor Netzwerkanschlüsse auf der Tribüne, in der Kabine und an der Spielerbank, über die die entsprechenden Kamerasignale zu empfangen sind. Jetzt aber können die Analysten die relevanten Kameraperspektiven an praktisch jedem beliebigen Ort als Live-Stream beziehen. Ermöglicht wird dies durch die im Frankfurter Rechenzentrum von Amazon Web Services (AWS) gehostete AWS-Cloud.

Dies bedeutet, dass die Analysten nicht mehr zum Stadion reisen müssen, sondern an einem Ort ihrer Wahl arbeiten können. Besonders bei Auswärtsspielen kann diese neue Flexibilität Zeit, Transportkosten und nicht zuletzt auch Emissionen einsparen.

Display am Spielfeldrand
Bisher standen den Spielanalyse-Teams die relevanten Signale nur innerhalb des Stadions zur Verfügung, zum Beispiel an der Trainerbank.
Foto: DFL

Bei den fünf beschriebenen Kameras handelt es sich um folgende Perspektiven: Die als „Führungskamera“ bekannte Hauptkamera, deren Bild die Grundlage der Fernsehübertragung darstellt; die sogenannte „Programmkamera“ für wechselnde Perspektiven, Replays, Zeitlupe usw.; die Scoutingfeed-Kamera, die stets alle zwanzig Feldspieler im Blick hat; und die beiden Hintertorkameras. Jedem Verein stehen für das eigene Spiel fünf Endpunkte je Kamera-Stream zur Verfügung, das heißt bis zu fünf Geräte können die genannten Kamerasignale gleichzeitig empfangen. Zudem hat jeder Club zusätzlich einen Endpunkt für jedes weitere Liga-Spiel. „Dies war bisher in den lokalen Stadion-Netzwerken nicht möglich,“ betont Bastian Vogt, Projekt Manager Technologie und Innovation bei der DFL GmbH. „Trainer und Analysten können nun dieses Signal nutzen, um beispielsweise das Spiel des nächsten Gegners zu studieren.“

Robustes Transportprotokoll mit minimaler Latenz

„Die Übertragung erfolgt nach dem SRT-Transportprotokoll, das sich durch hohe Robustheit gegenüber Störungen und eine sehr niedrige Latenz auszeichnet,“ erläutert Dr. Marius Pokolm, Project Manager Performance Solutions bei der STS. Die Abkürzung SRT steht für „Secure Reliable Transport“. Das Transportprotokoll ist darauf ausgelegt, über instabile Verbindungen, wie zum Beispiel Internet, zuverlässig Videosignale zu transportieren. Pokolm weiter: „Die Latenz – die Übertragungsdauer von der Kamera bis zur Anzeige auf dem Endgerät – hängt von externen Faktoren wie der Internetanbindung des Endnutzers ab. In der Praxis liegen wir meist bei nur einer bis zwei Sekunden.“

Unkomprimierte Videosignale benötigen eine sehr hohe Bandbreite. Um diese zu minimieren, werden die Videosignale über moderne Videocodecs komprimiert, so Pokolm: „Der Codec HEVC liefert eine höhere Qualität bei geringen Bandbreiten.“

Bequeme Auswahl des Streams und des Übertragungsweges

Benutzeroberfläche einer Website.
Ansicht der Website, über die Analysten den Match Analysis Stream aufrufen können.

Das Videomaterial der fünf Streams steht spätestens 15 Minuten nach dem offiziellen Ende des Spiels zum Export bereit. Hierzu haben Nutzende drei Möglichkeiten: Neben dem schon länger verfügbaren Match Analysis Hub wurde nun eine Export-Website eingerichtet, über die selektiv bestimmte Teile eines Spiels zum Download ausgewählt werden können. Der dritte Weg ist eine API-Schnittstelle zum direkten Import des Videomaterials in die Analyse-Software des jeweiligen Clubs. „Möglich ist auch, den Herstellern der gängigen Analysesoftware-Lösungen künftig direkten Zugriff auf die API-Schnittstelle einzuräumen, sodass künftig Video-Streams unmittelbar aus der Software heraus empfangen werden können“, erklärt Pokolm.

Neue Zukunftsperspektiven durch integrierte Streams

„Das neue Verfahren vereinfacht die Bereitstellung der Signale, erweitert die Skalierbarkeit und eröffnet neue Möglichkeiten zur Verknüpfung mit Informationen aus anderen Systemen“, meint Vogt und ergänzt: „Die DFL hat in diesem Bereich mittlerweile umfangreiche Expertise aufgebaut. Dies kommt auch den Clubs zugute, für die wir hier als Dienstleister fungieren.“ Die durch den Match Analysis Stream aufgebaute technische Infrastruktur kann auch als Grundlage für eine mögliche Bereitstellung von Videomaterial für weitere Anwendungsfälle dienen. Bei Bedarf lassen sich zukünftig zusätzliche Kameraperspektiven integrieren, sodass der Match Analysis Stream auch für Use-Cases außerhalb der Spielanalyse einen erheblichen Mehrwert bieten kann.