Video-Assist-Center in Köln vorgestellt

Präsentation des neuen Video-Assist-Centers in Köln durch die DFL: Schiedsrichter Sascha Stegemann an seinem künftigen Arbeitsplatz, wo er als einer von 23 Video-Assistenten ab der kommenden Saison bei allen Bundesliga-Spielen durch Operatoren wie Tom Janicot (hinten) unterstützt wird.

20.07.2017 – Vier Wochen vor dem Bundesliga-Saisonstart hat die DFL Deutsche Fußball Liga im Rahmen einer Pressekonferenz das Video-Assist-Center in Köln vorgestellt. Von dort aus werden die Bundesliga-Schiedsrichter während der Spielzeit 2017/18 bei allen 306 Begegnungen von Video-Assistenten unterstützt. Das etwa 100 Quadratmeter große Studio, in dem zeitgleich sechs Video-Assistenten arbeiten können, liegt in den Räumlichkeiten des Cologne Broadcasting Center (CBC). Die Fertigstellung bedeutet den nächsten Schritt während des gemeinsamen Großprojekts von DFL und Deutschem Fußball-Bund (DFB) im Rahmen der zweijährigen Testphase, die unter Federführung des Fußball-Weltverbands (FIFA) und des für das weltweite Fußballregelwerk zuständigen International Football Association Board (IFAB) bis 2018 stattfindet.

“Wir fühlen uns sehr gut vorbereitet und freuen uns darauf, dass der Fußball durch den Einsatz des Video-Assistenten in der nächsten Bundesliga-Saison noch ein Stück weit gerechter wird”, sagt Ansgar Schwenken, DFL-Direktor Fußball-Angelegenheiten & Fans sowie Mitglied der Geschäftsleitung. Schwenken verweist auf die Erfahrung aus insgesamt 127 Offline-Tests und 114 Pre-Live-Tests während der zurückliegenden Spielzeit: “Alle 23 Bundesliga-Schiedsrichter der vergangenen Saison sind bestens vorbereitet und kommen in der neuen Saison als Video-Assistenten zum Einsatz.”

Durch die Neuerung soll die Zahl der eindeutigen Fehlentscheidungen reduziert werden. Eingreifen wird der Video-Assistent, der somit kein Allheilmittel ist, nur in vier Spielsituationen: Torerzielung, Strafstoß, Rote Karte sowie Spielerverwechslung.

Im Video-Assist-Center wird der Video-Assistent durch jeweils zwei Operatoren unterstützt, denen alle Kamerabilder aus den Stadien zur Verfügung stehen und die diese in den entsprechenden Situationen umgehend für den Video-Assistenten aufbereiten, um eine optimale Bewertung zu ermöglichen. An jedem Spieltag wird der Video-Assistent zudem von einem Supervisor unterstützt, mit dem er sich bei Bedarf abstimmen kann. Die technische Umsetzung geschieht in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Hawk-Eye – bekannt auch durch die Einführung der Torlinientechnologie in der Bundesliga zur Saison 2015/16.

Ein wichtiger Aspekt ist vor dem ersten Einsatz des Video-Assistenten beim Supercup 2017 zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern München am 5. August im SIGNAL IDUNA PARK die Abstimmung mit den Medienpartnern der DFL. “Die Akzeptanz der Zuschauer an den Bildschirmen weltweit ist aus unserer Sicht maßgeblich für den Erfolg des Video-Assistenten”, sagt Dr. Holger Blask, DFL-Direktor Audiovisuelle Rechte sowie Mitglied der Geschäftsleitung. Zu diesem Zweck hat es einen intensiven Austausch mit den DFL-Tochterunternehmen Sportcast und DFL Digital Sports sowie den nationalen und internationalen Medienpartnern gegeben, denen in der nächsten Saison verschiedene grafische Darstellungsmöglichkeiten zur Verfügung gestellt werden, die gegebenenfalls deutlich auf den Einsatz des Video-Assistenten hinweisen. “Es geht darum, wie man den Entscheidungsprozess transparent darstellen und etwaige Entscheidungen so auflösen kann, dass es für jeden verständlich und nachvollziehbar bleibt”, sagt Dr. Holger Blask: “Das ist unser großes Anliegen.”

Auch Bundesliga-Schiedsrichter Sascha Stegemann blickt der Neuerung angesichts des bislang erfolgreichen Verlaufs der Testphase zuversichtlich entgegen: “Das letzte Jahr war total spannend. Es hat viel Spaß gemacht, dieses für uns absolute Neuland zu betreten und das Projekt nach vorne zu treiben”, sagt der 32-Jährige: “Wir haben im letzten Jahr einen enormen Lernprozess durchgemacht, sehr intensiv gearbeitet und wir freuen uns, dass es im Echtbetrieb losgeht.”

In den 306 Begegnungen der vergangenen Bundesliga-Saison hat es insgesamt 104 spielrelevante Fehlentscheidungen gegeben. 77 davon hätten durch den Einsatz des Video-Assistenten aufgelöst werden können.