Foto: DFL/Getty Images/Lukas Schulze

Seit der Spielzeit 2022/23 schreibt die Lizenzierungsordnung (Anhang III) Folgendes vor:

„Die am Spielbetrieb der Bundesliga und 2. Bundesliga teilnehmenden Clubs sind verpflichtet, über mindestens ein Dialogformat einen regelmäßigen und verbindlichen Austausch mit ihren Fans (Club-Fan-Dialog) zu unterhalten (§ 5 Nr. 11 LO). Dieses Dialogformat ist ein unverzichtbarer Bestandteil einer regelmäßigen, belastbaren Kommunikation zwischen den Clubs und ihren Fans.“

Die Anforderungen an einen Club-Fan-Dialog (CFD) sind in zwei Kriterienkataloge unterteilt: Die Erfüllung der sogenannten Grundvoraussetzungen ist für alle Clubs im Lizenzierungsverfahren zwingend erforderlich und muss entsprechend nachgewiesen werden (sog. B-Kriterien). Demgegenüber haben die sogenannten Qualitätsanforderungen einen empfehlenden Charakter (sog. C-Kriterien). Im Detail ist dies in einer Anlage zur Lizenzierungsordnung geregelt. Im Folgenden werden die in der Lizenzierungsordnung genannten Grundvoraussetzungen und Qualitätsanforderungen erläutert:

Grundvoraussetzungen (B-Kriterien):

  • a. „Der Club-Fan-Dialog ist so ausgestaltet, dass er auf Grundlage einer abgestimmten Tagesordnung einen Interessens- und Meinungsaustausch zwischen Club und Fans ermöglicht.“

    Der Club-Fan-Dialog soll so gestaltet sein, dass ein Dialog möglich ist. Das heißt, dass neben den Vertreterinnen und Vertretern des Clubs ebenfalls Fans zu Wort kommen können. Der Austausch von Meinungen steht im Vordergrund, es muss nicht zwingend zu einem Ergebnis oder einer Einstimmigkeit kommen. Der Club muss dafür sorgen, dass ein Dialog grundsätzlich ermöglicht wird, zum Beispiel durch Festlegung einer Tagesordnung oder durch Auswahl der Anzahl der Teilnehmenden, so dass alle gehört werden und zugleich möglichst viele Perspektiven berücksichtigt werden können.

  • b. „Möglicher Gegenstand des Club-Fan-Dialogs sind grundsätzlich alle Themen, die Fangruppen direkt oder indirekt betreffen.“

    Beim Club-Fan-Dialog geht es um den Austausch zu grundsätzlich allen Themen, die für Fans relevant sind, beispielsweise:

    • die Situation am Einlass,
    • das Rahmenprogramm am Spieltag,
    • die Angebote des Caterings,
    • Vorfälle bei Spielen,
    • Konflikte zwischen Fans und Club,
    • sportpolitische Debatten im Fußball,
    • Ticketing, Marketing oder Merchandising.

  • c. „Im Club-Fan-Dialog sind Personen vertreten, die die Vielfalt der Fans im Stadion abbilden.”

    Für den Dialog zwischen Fans und Club ist es wichtig, dass möglichst viele Standpunkte und Perspektiven berücksichtigt werden. Hierfür ist der Club-Fan-Dialog auf Personen angewiesen, die verschiedene Perspektiven und Gruppen vertreten. Im Folgenden ein paar Beispiele:

    • Offizielle Fanclubs
    • Fan-Initiativen und Fan-Organisationen
    • Ultra-Gruppierungen
    • Familien
    • nicht-organisierte Fans
    • Personen, die Perspektiven von unterrepräsentierten Gruppen vertreten (Menschen mit Behinderungen; LGBTQIA; Frauen; Menschen, die von Rassismus negativ betroffen sind).

    Das heißt nicht, dass alle diese Gruppen im Club-Fan-Dialog eines einzelnen Clubs repräsentiert sein müssen. Wenn diese Gruppen im Vereinsumfeld nicht vertreten sind, nur eine untergeordnete Rolle spielen oder nicht am Dialog teilnehmen möchten, liegt hierin keine Verletzung der Grundvoraussetzung. Ebenso können für den Club-Fan-Dialog vor Ort auch ganz andere Gruppen wichtig sein.

  • d. „Der Club legt die Möglichkeiten und Grenzen der Partizipation des Club-Fan-Dialogs fest und erörtert diese mit den Personen, die im Club-Fan-Dialog vertreten sind, mit dem Ziel eine möglichst breite Anerkennung zu erzielen.“

    Hier geht es um das Mitspracherecht des CFD und der dort vertretenen Fans. Manche Club-Fan-Dialoge verstehen sich als reine Austauschrunden, andere können Empfehlungen abgeben und einige sogar Beschlüsse fassen. Wie weit die Mitbestimmung reicht, wird vor Ort durch den Club entschieden. Dies sollte mit den im CFD vertretenen Fans diskutiert werden. Das Ziel ist ein Dialogformat, das von allen Beteiligten akzeptiert wird.

  • e. „Zur Teilnahme am Club-Fan-Dialog werden die ernannten Vertreterinnen und Vertreter formell eingeladen. Die Einladung und Sitzungsunterlagen gehen allen Teilnehmenden rechtzeitig vor jeder Sitzung des Club-Fan-Dialogs zu.“

    In einem Club-Fan-Dialog gibt es einen festen Personenkreis, der regelmäßig an den Treffen teilnimmt. Auf Fanseite handelt es sich dabei um definierte Einzelpersonen oder Personen, die definierte Gruppen vertreten. Die Teilnehmenden werden dabei vorab schriftlich über die Treffen informiert und rechtzeitig mit allen relevanten Informationen ausgestattet. Wie viel Vorlaufzeit für die Vorbereitung einer Sitzung vonnöten ist, sollte gemeinsam im CFD vereinbart werden.

  • f. „Der Club-Fan-Dialog findet im Rahmen von persönlichen oder digitalen Zusammenkünften statt.“

    Die Treffen eines Club-Fan-Dialogs können sowohl in Präsenz als auch digital stattfinden. Kommunikation über Social-Media-Kanäle oder schriftliche Kommunikationen innerhalb einer Chatgruppe sind hierfür nicht ausreichend. Formate, zu denen offen eingeladen wird (z.B. alle interessierten Fans oder Mitglieder), sind ebenfalls kein CFD-Format im Sinne der DFL.

  • g. „Eine Fanbeauftragte oder ein Fanbeauftragter nimmt an allen Sitzungen des Club-Fan-Dialogs teil.“

    Fanbeauftragte sind eine wichtige Schnittstelle zwischen Club und Fans. Sie sollten über die Dinge, die im CFD diskutiert werden, informiert sein. Die Teilnahme einer Person aus der Fanbetreuung an allen Sitzungen des CFD ist deshalb besonders wichtig.

  • h. „Die Führungsebene und thematisch relevante Fachabteilungen des Clubs nehmen mindestens einmal pro Spielzeit an den Sitzungen des Club-Fan-Dialogs teil.“

    Neben der Fanbetreuung sollen auch Personen aus der Führungsebene an mindestens einem CFD-Treffen pro Spielzeit teilnehmen. So kann der direkte Austausch gewährleistet werden und Fans können ihre Themen direkt vorbringen. Ebenso können die Vertretenden des Clubs die im CFD vertretenen Fans besser kennenlernen und ihnen Entscheidungen des Clubs näherbringen. Zudem kann es helfen, wenn bei bestimmten Themen die betreffenden Fachabteilungen anwesend sind. Die Führungsebene und die Fachabteilungen können auch häufiger an den Sitzungen teilnehmen, wenn sie und die Fans dies wünschen.

  • i. „Die Sitzungen des Club-Fan-Dialogs werden von einer internen oder externen Person moderiert.“

    Ein Club-Fan-Dialog sollte kein spontanes oder unstrukturiertes Gespräch sein. Es ist wichtig, dass der Dialog geleitet wird, damit alle verabredeten Themen besprochen werden und alle Personen zu Wort kommen können. Das ist die Aufgabe der Moderation. Diese kann den Dialog steuern und hat den Tagesablauf sowie alle Personen im Blick. Die Moderation kann intern aus den Reihen des Clubs oder der Fans stammen (wenn es dabei keinen Rollenkonflikt gibt) oder extern als freie Moderation hinzugezogen werden.

Qualitätsanforderungen:

  • a. „Es gibt ein schriftlich niedergelegtes Konzept und/oder eine Geschäftsordnung, das/die dem Club-Fan-Dialog zugrunde liegt.“

    Ein schriftliches Konzept (oder eine Geschäftsordnung) wird empfohlen, da es für alle Beteiligten offenlegt, wie der CFD funktioniert und wie weit sein Handlungsspielraum geht. Es hält die grundlegenden Aspekte des lokalen Club-Fan-Dialogs fest, wie zum Beispiel:

    • Welche Möglichkeiten der Mitbestimmung gibt es?
    • Wer ist beteiligt?
    • Wer moderiert die Sitzungen?
    • Wie häufig finden die Sitzungen statt?
    • Wie wird eine Sitzung protokolliert?
    • Genehmigung & Veröffentlichung des Protokolls

    Es können noch weitere Punkte in das Konzept aufgenommen werden, wie zum Beispiel ein Leitbild oder Selbstverständnis (siehe auch Qualitätsanforderung b.).

  • b. „Fans haben Mitgestaltungsmöglichkeiten bei der Erarbeitung und Ausgestaltung des Konzepts und/oder der Geschäftsordnung.“

    Ein schriftliches Konzept oder eine Geschäftsordnung legt die Rahmenbedingungen fest, unter denen der CFD funktioniert (siehe Qualitätsanforderung a.). Hierbei wird empfohlen, dass dies nicht allein vom Club erstellt wird. Stattdessen sollten Fans bei der Entwicklung des Konzepts oder der Geschäftsordnung gehört und beteiligt werden, damit dies zufriedenstellend für alle ist.

  • c. „Der Club nimmt die Gesprächsergebnisse aus dem Club-Fan-Dialog auf, berücksichtigt sie im Entscheidungsfindungsprozess und gibt im Rahmen des Club-Fan-Dialogs dazu Rückmeldung, auf welche Weise die Ergebnisse des Club-Fan-Dialogs in die Arbeit des Clubs eingeflossen sind.“

    Wenn im Club-Fan-Dialog Ergebnisse (z.B. Positionierungen, Wünsche, Forderungen) entstehen, erscheint es empfehlenswert, diese an die jeweiligen Fachabteilungen oder die Clubführung weiterzugeben. Zwischen Club und CFD könnte in diesem Zusammenhang vereinbart werden, wie der Club mit den Ergebnissen weiter verfährt und inwiefern der CFD über weitere Entscheidungen in dem Zusammenhang informiert wird.

  • d. „Der Club-Fan-Dialog tagt pro Spielzeit mindestens dreimal.“

    Die drei Sitzungen pro Spielzeit können beispielsweise für den Beginn, die Mitte und das Ende einer Saison einberufen werden. Ein CFD kann nur funktionieren, wenn eine gewisse Regelmäßigkeit gegeben ist. Wenn von allen Beteiligten gewünscht, können sich die Club-Fan-Dialoge selbstverständlich auch häufiger treffen.

  • e. „Es werden regelmäßig Reflexionsgespräche unter anderem zu den Erwartungen und der Zufriedenheit aller Beteiligten mit dem Club-Fan-Dialog geführt.“

    Es wird empfohlen, pro Spielzeit eine Sitzung des CFD für eine gemeinsame Rückschau zu nutzen. Dabei sollte es um die Zufriedenheit der Beteiligten mit der Arbeitsweise des Dialogformats gehen. Dazu gehören unter anderem:

    • der organisatorische Rahmen (siehe Qualitätsanforderungen a. und b.),
    • Anwesenheit aller Beteiligten,
    • Gesprächskultur,
    • Umsetzung von Vorhaben und
    • Umgang des Clubs mit den Ergebnissen aus dem CFD.

  • f. „Die Sitzungen des Club-Fan-Dialogs (einschließlich der dort besprochenen Themen und erreichten Ergebnisse) werden dokumentiert.“

    Die CFD-Sitzungen zu dokumentieren bedeutet, die dort besprochenen Themen und Gesprächsergebnisse festzuhalten. In der Regel wird dies durch ein Protokoll (Ergebnis- oder Verlaufsprotokoll) erreicht. Bei einem Ergebnisprotokoll werden lediglich die Themen und zentrale Ergebnisse festgehalten. Eine Dokumentation wird empfohlen, weil so mehr Verbindlichkeit und Transparenz geschaffen wird.

  • g. „Über den Club-Fan-Dialog und die dort behandelten Themen wird regelmäßig auf der Website des Clubs oder anderen geeigneten Medien berichtet.“

    Eine öffentliche Berichterstattung zum CFD wird empfohlen, weil so die Informationen und besprochenen Themen transparent zugänglich gemacht werden. Fans und andere Interessierte erfahren auf diese Weise, dass es einen CFD gibt, was dort besprochen wird und wer im CFD vertreten ist. Für die Berichterstattung bieten sich zum Beispiel die Website des Clubs, eine eigens für den CFD eingerichtete Website/Unterseite oder Social-Media-Kanäle an.