Serie über die Fanarbeit der DFL – Teil 2: Die Fanbeauftragten

  • Neue Serie: Einblicke in die Fanarbeit der DFL
  • Teil 2: Aufgaben und Rolle der Fanbeauftragten und wie die DFL die Arbeit der Fanbeauftragten gezielt fördert

07.11.2019 – Im zweiten Teil unserer Serie möchten wir Ihnen Einblicke in die Arbeit und in die Entwicklung des Berufsstandes der Fanbeauftragten geben. Was sind die Aufgaben von Fanbeauftragten? Seit wann müssen die Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga Fanbeauftragte hauptamtlich beschäftigen?

Antworten auf diese Fragen sowie weitere Hintergründe finden Sie im Folgenden:

Gibt es bei jedem Club einen Fanbeauftragten?

Offiziell gibt es Fanbeauftragte seit 1992 in den Clubs. Zur damaligen Zeit existierte allerdings keine eindeutige Jobbeschreibung für den Beruf. Seither hat sich vieles verändert: Die Proficlubs sind mittlerweile dazu verpflichtet, mehrere Fanbeauftragte hauptamtlich zu beschäftigen – in der Bundesliga jeweils drei, in der 2. Bundesliga jeweils zwei. Geregelt ist dies in der Lizenzierungsordnung der DFL und dadurch samt Musterstellenbeschreibung bei allen 36 Clubs verpflichtend vorgeschrieben. Aktuell gibt es insgesamt mehr als 100 Fanbeauftragte bei den Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga.

Viele Clubs übersteigen die vorgeschriebene Anzahl an beschäftigen Fanbeauftragten – auch vor dem Hintergrund, dass die Aufgaben und Herausforderungen durch die Professionalisierung dieses Arbeitsfeldes in den vergangenen Jahren enorm gestiegen sind. So sind bei den Clubs mitunter Abteilungen mit bis zu sechs Vollzeitstellen entstanden, die an Spieltagen meist noch von zahlreichen neben- und ehrenamtlichen Helfern unterstützt werden. Dies verdeutlicht zum einen die gewachsene Bedeutung, die der Fanarbeit bei den Clubs zukommt, und zum anderen auch die Anerkennung für das Berufsfeld der Fanbeauftragten innerhalb der Clubs sowie die Akzeptanz bei Fans und verschiedenen Netzwerkpartnern.

Welche Aufgaben erfüllen die Fanbeauftragten bei den Clubs?

In erster Linie sind die Fanbeauftragten Ansprechpartner für jegliche Fan-Belange. Dabei werden sie sowohl von den Fans als auch von den Mitarbeitern des eigenen Clubs als Experten und Vermittler kontaktiert. Sie fungieren somit als eine Art „Brücke“ zwischen den Fans und den weiteren Funktionsträgern im Club und stehen intern häufig als Berater für die Belange von Fans zur Verfügung. An Spieltagen sind sie vor dem und im Stadion präsent und können von Fans und Zuschauern bei Fragen und Problemen direkt angesprochen werden.

Eine Hauptaufgabe stellt der Dialog und die Arbeit innerhalb der Fanszene des eigenen Clubs dar. Neben der Arbeit mit (organisierten) Heim- und Auswärtsfans nimmt aber auch die Arbeit mit vielen weiteren Fans ihren Raum im Arbeitsalltag der Fanbeauftragten ein: Dauerkarteninhaber, Gelegenheitsbesucher, Logengäste, Familien, Kinder, Rentner sowie seh-, hör- oder bewegungseingeschränkte Menschen.

Die Fanbeauftragten sind maßgeblich an der Vorbereitung und Durchführung der Spieltage beteiligt. Im Vorfeld treffen sie sowohl bei Heim- als auch bei Auswärtsspielen wichtige Absprachen zwischen den Clubs und versorgen die Fans ihres Clubs, vor allem bei Auswärtsfahrten, mit allen relevanten Informationen (Anfahrt zum Stadion, Regelungen zur Taschenmitnahme, Informationen zu Fanutensilien usw.).

Die Zusammenarbeit mit den clubunabhängigen, sozialpädagogischen Fanprojekten (lesen Sie dazu mehr in einem der nächsten Teile unserer Serie), den Sicherheitsverantwortlichen der Clubs sowie der Polizei und weiteren Netzwerkpartnern sorgt für die richtigen Rahmenbedingungen am Spieltag. Durch die ständige Kommunikation und Vermittlung zwischen den verschiedenen Akteuren und den (organisierten) Fans schaffen Fanbeauftragte es immer wieder, Situationen zu moderieren und maßgeblich zu Lösungen beizutragen.

Welche Aufgaben stehen an spielfreien Tagen im Mittelpunkt der Fanbeauftragten-Arbeit?

Die Vor- und Nachbereitung der Spieltage sind wichtige Aufgaben der Fanbeauftragten. Ihre Aktivitäten konzentrieren sich jedoch nicht nur auf den Spieltag und die Abläufe im und um die Stadien. Die Clubs halten mittlerweile zahlreiche Angebote für Fans bereit, die meist von Fanbeauftragten organisiert und/oder begleitet werden: Besuche bei Fanclub-Jubiläen, die Organisation von Fanfahrten in Trainingslager, Weihnachtsfeiern oder spezielle Angebote für Senioren, Kinder und Menschen mit Behinderungen. Viele Clubs bieten für ihre Fans darüber hinaus besondere Aktionen und Projekte an: Gedenkstättenfahrten als Teil von politischer Bildungs- und Antidiskriminierungsarbeit sind beispielsweise fester Bestandteil einer ganzheitlichen Fan- und Zuschauerarbeit bei vielen Clubs geworden. Die Vielfalt der Angebote, an denen Fanbeauftragte beteiligt sind, ist ebenso groß wie die Vielfalt der Vereinslandschaft.

Sind die Arbeitsschwerpunkte der Fanbeauftragten bei den Clubs vergleichbar?

Der Blick auf das oben auszugsweise skizzierte Spektrum an typischen Aufgaben von Fanbeauftragten zeigt einen großen gemeinsamen Nenner der Arbeit. Gleichwohl sind die Strukturen und somit auch die Schwerpunkte der Fanbetreuungen an den Standorten der Bundesliga und 2. Bundesliga über viele Jahre sehr unterschiedlich gewachsen.

Die Fanbeauftragten stehen stets vor der Herausforderung, die örtlichen Gegebenheiten, die unterschiedlichen Strukturen und Fanszenen sowie die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Clubs zu berücksichtigen. Die Rolle, das Berufsfeld und der Arbeitsumfang von „professioneller Fanbetreuung“ sind in der Tat herausfordernd, ist der Fußball doch in den vergangenen Jahren immer mehr in den Blickpunkt geraten. Als vom Club angestellte Vermittler und Moderatoren zwischen unterschiedlichsten Interessenslagen von Club, Fans, Polizei, Fanprojekt und weiteren Netzwerkpartnern befinden sich Fanbeauftragte in einem stetigen Spannungsfeld. Zahlreichen und zum Teil sehr unterschiedlichen Erwartungshaltungen der oben genannten Akteure adäquat und professionell zu begegnen – das bleibt für die Fanbeauftragten stets eine spannende Aufgabe.

Welchen Beitrag leistet die DFL-Abteilung Fanangelegenheiten in Bezug auf die Fanarbeit der Clubs?

Ein bedeutendes Anliegen der DFL ist es, durch Qualifizierungsangebote zu einer professionellen Fanarbeit vor Ort beizutragen. Zu diesen Qualifizierungsmaßnahmen zählen neben Fortbildungen in den Bereichen Moderation, Kommunikation, Projekt- und Konfliktmanagement auch Veranstaltungen, bei denen gemeinsam mit allen am Spieltag beteiligten Netzwerkpartnern (wie Sicherheitsbeauftragte, Fanprojekte und Polizei) an bestehenden Fragestellungen und Herausforderungen gearbeitet wird.

Zu diesem Zweck hat die DFL-Abteilung Fanangelegenheiten in Zusammenarbeit mit der Abteilung Fanbelange des DFB und der Koordinationsstelle der Fanprojekte (KOS) beispielweise zwei Fachtage „Fanarbeit und Polizei“ organisiert. Ziel dieser Veranstaltungen ist stets, die Zusammenarbeit am Spieltag zu verbessern und somit zu einem sicheren und positiven Stadionerlebnis für alle Fans beizutragen.

Ein weiterer Baustein im Professionalisierungskonzept der Clubs in der Fan- und Zuschauerarbeit ist der 2017 von der DFL initiierte berufsbegleitende Zertifikatsstudiengang „Fan- und Zuschauermanagement“ (FZM). In Kooperation mit der Universität Kassel und der Fachhochschule Potsdam vertiefen die Fanbeauftragten ihr vorhandenes Wissen und bekommen die Fähigkeit vermittelt, dieses auf bekannte und neue Fragestellungen in der Praxis anzuwenden. Hierfür bekommen die Studierenden die erforderlichen wissenschaftlichen, konzeptionellen, strategischen und handlungsorientierten Kompetenzen vermittelt. Voraussetzung hierfür sind drei Jahre Berufserfahrung, jedoch keine Hochschulzugangsberechtigung. Einen ausführlichen Bericht über den Zertifikatsstudiengang lesen Sie in Ausgabe 04|19 des DFL MAGAZINS, das auch als E-Paper für Smartphone und Tablet kostenlos verfügbar ist (iOS und Android).

Bei allen oben angesprochenen und von der DFL verantworteten Fort- und Weiterbildungsangeboten sowie Veranstaltungen sind Fanbeauftragte an der Planung und Durchführung beteiligt. Darüber hinaus widmet sich die DFL in verschiedenen Arbeitskreisen wichtigen Fragestellungen und Herausforderungen im Kontext der Fanarbeit und erarbeitet gemeinsam mit verschiedenen Netzwerkpartnern weitere Angebote und spezifische Lösungsansätze. So wurde beispielsweise im Arbeitskreis Club-Fan-Dialog dezidiert auf die Strukturen der örtlichen Fandialoge geschaut.

Im nächsten Teil unserer Serie werden wir näher auf die durch die Lizenzierungsordnung seit 2013 für die Clubs vorgeschrieben Club-Fan-Dialoge eingehen und erläutern, warum diese für einen strukturierten Dialog der Clubs mit ihren Fans stehen. 

Alle künftigen Teile der Serie lesen Sie zunächst im DFL-Fan-Letter, für den Sie sich hier anmelden können.