SportsInnovation 2024 – Rede von Steffen Merkel

20.03.2024 – Die SportsInnovation 2024 in der MERKUR SPIEL-ARENA in Düsseldorf hat am heutigen Mittwoch begonnen. Die Eröffnungsrede auf der Fachmesse für Zukunftstechnologien hielt DFL-Geschäftsführer Steffen Merkel.

Er sprach unter anderem über die großen Potenziale von künstlicher Intelligenz im Sport. Mit Blick auf die Bedeutung von KI für die gesamte Gesellschaft plädierte Merkel zugleich für einen verantwortungsvollen Umgang und betonte die Vorbildfunktion der Bundesliga.

Die gesamte Rede finden Sie auf englischer Sprache im Video oberhalb dieser Meldung sowie nachfolgend in deutscher Übersetzung im Wortlaut:

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gäste, liebe Partner der SportsInnovation, liebe Kolleginnen und Kollegen aus allen Bereichen der Sportindustrie und der DFL Deutsche Fußball Liga, im Namen der DFL heiße ich Sie herzlich willkommen zur SportsInnovation 2024 – wo es um Sport und Medien gehen wird, wo Tradition auf Innovation trifft.

Football as it’s meant to be. Unter diesem Slogan präsentieren wir international die Bundesliga und die 2. Bundesliga. Das ist ein deutliches Statement. Und es ist ernstgemeint. Wir sind stolz auf die Geschichte unserer Ligen mit ihren traditionsreichen Clubs seit 1963. Die Bundesliga hat gerade ihr 60. Jubiläum gefeiert, die 2. Bundesliga begeht in diesem Jahr ihr 50. Bestehen. Beide sind sie nicht nur die Heimat großer Spieler, großer Clubs und großartigen Sports, sondern auch gesellschaftlicher Kitt in einer immer weiter auseinanderdriftenden Gesellschaft.

Ihre starke Position verdanken Bundesliga und 2. Bundesliga unzähligen Geschichten, die Millionen Menschen verbinden. Aber genauso wichtig ist es, darüber nachzudenken, wie wir diese Geschichten erzählen. Dafür müssen wir uns ständig weiterentwickeln, mit der Zeit gehen oder sogar der Zeit voraus sein. Das ist einer der Gründe, warum wir heute die dritte Auflage der Sportsinnovation eröffnen.

Die Entwicklungen in Medien- und Sporttechnologie zu erkennen, neugierig zu bleiben, und so die Faszination des Sports für alle immer wieder neu zu entfachen: Diesem Ziel dient die SportsInnovation. Und das mehr denn je in einer Zeit, in der sich digitale Geschäftsmodelle noch schneller entwickeln als Transfergerüchte. Und in der eine neue Ära der Mediennutzung längst begonnen hat – denn wenn es darum geht, wie mediale Sportangebote genutzt und verfolgt werden, dann hat es noch nie so gravierende Unterschiede zwischen jüngeren und älteren Generationen gegeben wie jetzt.

Aber zurück ins Hier und Jetzt. SportsInnovation. Diese zwei Tage sind nur durch großen Einsatz und harte Arbeit möglich. Ich möchte deshalb zu Beginn nicht nur unseren Mit-Veranstaltern D.Sports und Spielmacher danken, sondern insbesondere auch all jenen Kollegen bei der DFL, der Sportcast, der Digital Sports, der Sportec Solutions und im Speziellen allen unseren Partnern, die dieses Programm auf die Beine gestellt haben.

Die kommenden zwei Tage stehen ganz im Zeichen von Inspiration und Innovation. Ich bin sehr gespannt auf all das, was es in den Innovation-Games, auf Panels, an den Ständen und bei Expertenrunden zu entdecken gibt. Und ich bin besonders beeindruckt, welches große Partner-Netzwerk sich schon bei der dritten Auflage rund um die SportsInnovation entwickelt hat.

Denn: Die DFL ist aus meiner Sicht zurecht stolz darauf, dass sie die komplette mediale Wertschöpfungskette in-house selbst abdeckt. Wir organisieren den Spielbetrieb. Wir produzieren die Bilder selbst und distribuieren sie in mehr als 200 Länder weltweit. Wir erheben die Spieldaten. Wir kreieren Content für unzählige Plattformen, Kanäle und Partner. Und wir vertreiben die Medienrechte an alledem global. Die Partner der DFL bekommen alles aus einer Hand. Das ist ein USP des deutschen Profifußballs, worauf wir stolz sein können.

Aber ich bin auch überzeugt: Fußball kann man nicht alleine spielen. Wir benötigen versierte Mitspielerinnen und Mitspieler, wir benötigen starke Partner. Von diesem Gedanken ist die SportsInnovation getragen. Und ich bin auch für die DFL als Ganzes der Ansicht, dass wir künftig noch stärker auf Partnerschaften setzen und in Netzwerken denken müssen. Denn unter den Fußball-Ligen mögen wir eine der größten Organisationen sein – aber gerade im Vergleich zu Weltkonzernen aus den Bereichen KI, Cloud Computing und Sport-Technologie ist die DFL offensichtlich eben auch ein mittelständisches Unternehmen.

Sage ich damit, dass wir ein „kleiner Fleck“ auf der Landkarte sind? Natürlich nicht – die Bundesliga ist die sechstgrößte und eine der emotionalsten Sportligen der Welt und ist deswegen auch für die große Konzerne ein Geschäftspartner auf Augenhöhe. Aber sollten wir uns das Spezialisten-Wissen, die Ressourcen und Netzwerke dieser Konzerne im Rahmen starker Partnerschaften zunutze machen anstatt als Fußball-Liga alle Lösungen selbst zu entwickeln? Klares Ja!

Unser Programm zeigt, wie vielfältig und international das Sports-Business inzwischen ist – vor allem aber auch: Was heutzutage alles möglich ist. Und wie stark der Sport technologische Entwicklungen treibt, ihnen zu Anwendungsbeispielen, Sichtbarkeit und konkretem Nutzen verhilft. Innovation, die Emotionen entfacht – das gibt es in diesem Ausmaß vielleicht nur im Sport.

Mit der Erfassung und Verarbeitung von Daten, mit KI und Mixed Reality werden Dinge möglich, die früher undenkbar schienen. Und das nicht nur für innovativen Content, sondern auch für den Fußball selbst. Performance- und Leistungsdiagnostik, Belastungssteuerung, Trainings- und Wettkampfplanung, Scouting, selbst Verletzungsprophylaxe – in all diesen Bereichen ist Technologie aus dem Sport nicht mehr wegzudenken.

Oder denken wir an die vielen Formen der Entscheidungsfindung, die im Sport nötig und bedeutsam sind: Tor oder Nicht-Tor, Abseits oder nicht? War die Hand am Ball – oder nicht?

Digitalisierung, Internationalisierung, Vermarktung, Medienproduktion, Content-Kreation: Mit den Möglichkeiten von KI tun sich entlang der gesamten Wertschöpfungskette auch im Sport ganz neue Welten auf. Ein simples Beispiel: Früher musste die Redaktion stundenlang das Archiv durchsuchen, um die passenden Bilder herauszufinden, bevor sie überhaupt die erste kreative Minute im Schnitt verbringen konnte. Heute unterstützt hier die Künstliche Intelligenz unmittelbar.

Auf diese Weise automatisierte Highlight-Videos hat die DFL seit längerem im Einsatz. So können wir beispielsweise lokalisierten, hochwertigen Content für unsere Partner in aller Welt produzieren: In Nigeria steht ein Highlight-Clip von Victor Boniface schnell zur Verfügung, in England ein Video mit dem jüngsten Traumtor von Harry Kane – und in Japan ein Zusammenschnitt mit den besten Szenen des Spieltags von Hiroki Ito, Ritsu Doan und Takuma Asano. Ein weiterer Anwendungsfall ist unser Archiv, mit mehr als 200.000 Stunden Inhalt das weltgrößte Fußball-Archiv: Das vor 60 Jahren auf Filmrollen archivierte und vor 15 Jahre digitalisierte Material haben wir durch Machine-Learning mit zahlreichen neuen Attributen versehen – damit nicht mehr die Nadel im Heuhaufen gesucht, sondern das passende Material aus über 60 Jahren Bundesliga-Geschichte gefunden wird.

Die Möglichkeiten durch technologische Innovation sind mehr als faszinierend. Und noch einmal: Im Moment gilt das besonders für den Bereich der KI. Wir alle wissen: KI wird sich nicht nur auf das Sport- und Mediengeschäft auswirken, sondern auch auf viele andere Bereiche unseres Lebens. Genau deshalb möchte ich noch ein paar Worte zu diesem Thema verlieren.

Denn: In einem Jahr, in dem Amerika den Präsidenten wählt, in dem Deep Fakes zur Bedrohung für Demokratien werden können und automatisierte Bots Meinungen im Social-Media-Diskurs beeinflussen, entfacht das Thema Künstliche Intelligenz Debatten quer durch die verschiedensten Gesellschaften und Branchen. Ich bin davon überzeugt, dass in diesem Umfeld auch der Sportwelt Verantwortung zukommt, mit einem gut funktionierenden Kompass beispielgebend voranzugehen.

Wie sieht dieser Kompass für die DFL beziehungsweise für Ligen wie die Bundesliga aus?
Die Bundesliga und die 2. Bundesliga stehen für ein authentisches Erlebnis. Menschen suchen im Stadion und bei den Übertragungen unserer Medienpartner Emotionen und Momente, die echt sind. Sie folgen Sportlern, die wahre Vorbilder sind. Das Medienprodukt, das wir in Kürze für die deutschsprachigen Länder ausschreiben, bietet ein Bundesligaerlebnis für alle Generationen. Für jene, die 90 Minuten voll auf den Fußball konzentriert sind – und genauso für jene, die schon mit der Nutzung Smartphones vertraut waren, noch bevor sie in die Grundschule gekommen sind und die auch deshalb ein komplett anders ausgeprägtes Mediennutzungs-Verhalten besitzen. Daraus ergibt sich für uns nach meiner festen Überzeugung eine besondere Verantwortung.

Bei der DFL, aber auch bei den Clubs wird es mehr denn je darum gehen, verantwortungsvoll und kontrolliert mit neuen Technologien umzugehen. Und dies auf eine Art und Weise, die zum deutschen Fußball passen. Die DFL erarbeitet deshalb aktuell Guidelines zur Nutzung von KI. Wir sind bereit, hier als Sportorganisation voranzugehen und einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten. Wir haben keine Angst vor Fortschritt, wir begrüßen diesen und forcieren ihn. Und wir werden bei der Erstellung von kreativem Content sicher auf KI zurückgreifen, wann immer es möglich und hilfreich ist. Aber das Original wird stets die Basis bilden und wir werden immer deutlich machen, was echt ist – und was nicht.

Im Sport geht es um das Streben nach Perfektion und Verbesserung. Sport basiert aber auch auf klaren Regeln und fairem Wettbewerb. Daher stehen wir in der Pflicht, nicht nur dem Weg der Entwicklung zu folgen, sondern die Entwicklung aktiv zu gestalten und im konkreten Fall – KI-generiertem Content – Vorbild und Förderer in Sachen Medienkompetenz zu sein. Auch das verstehen wir unter einer Bundesliga für alle Generationen. Auch das ist für uns: Football, as it’s meant to be.

Ich wünsche Ihnen allen in diesem Sinne eine inspirierende SportsInnovation 2024. Vielen Dank!

SportsInnovation

Als Tech-Event versammelt die SportsInnovation am 20. und 21. März Besucherinnen und Besucher sowie ausstellende Unternehmen aus aller Welt in der MERKUR SPIEL-ARENA in Düsseldorf. Im Fokus stehen die neuesten Entwicklungen, Trends und Ideen im Ökosystem Sport. Herzstück und Besonderheit sind die „Innovationsspiele“: Fußballspiele, bei denen die neuesten Technologien live in der Anwendung demonstriert werden. Die DFL fungiert auch bei der dritten Auflage gemeinsam mit dem Sportbusiness-Konferenzveranstalter Spielmacher sowie D.SPORTS als Gastgeber.