„Kommunikation im Netzwerk Fußball“ – Regionalkonferenzen 2024 setzen Impulse für Prävention und Sicherheit

Foto: DFL/Witters/Tim Groothuis

17.04.2024 – Die DFL Deutsche Fußball Liga hat in der vergangenen Woche am 8./9. und 10./11. April insgesamt 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Frankfurt zu den Regionalkonferenzen 2024 begrüßt. Nach fünfjähriger coronabedingter Zwangspause war die diesjährige Auflage mit dem Motto „Kommunikation im Netzwerk Fußball“ in gewisser Weise ein Neustart für das größte Branchentreffen zu Prävention und Sicherheit im deutschen Profifußball.

Bereits seit 2011 lädt die DFL als Teil des Zehn-Punkte-Plans für mehr Sicherheit im Fußball zu Regionalkonferenzen ein – zunächst jährlich und dann von 2015 bis 2019 in einem zweijährigen Turnus. Das Konferenzformat wurde entwickelt, um unterschiedliche Akteure miteinander zu vernetzen und zur Rollenklärung beizutragen, fachlichen Austausch zu fördern sowie Impulse für neue und innovative Ansätze in der gemeinsamen Arbeit bei Fußballgroßveranstaltungen zu setzen.

Das Teilnehmerfeld spiegelte die Vielfalt der sogenannten Funktionsgruppen wider, die an den Spieltagen der Bundesliga und 2. Bundesliga für ein sicheres Stadionerlebnis sorgen. Neben Vertreterinnen und Vertretern von DFL und DFB entsendeten die Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga ihre Veranstaltungsleiter sowie Sicherheits- und Fanbeauftragten. Zudem nahmen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Fanprojekte sowie der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) und der Landesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte NRW (LAG NRW) teil. Von den Sicherheitsbehörden nahmen Polizeiführerinnen und Polizeiführer der Landespolizei sowie Vertreter der Bundespolizei, der Landesinformationsstellen Sporteinsätze (LiS) und der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZiS) die Einladung zum vertrauensvollen Austausch an.

DFL-Geschäftsführung begrüßt, Keynote von Patrick Ittrich

Begrüßung und Eröffnung übernahmen an den unterschiedlichen Konferenztagen die DFL-Geschäftsführer Marc Lenz und Steffen Merkel. In ihrem Grußwort dankten beide für das Miteinander im Netzwerk sowie die individuelle Arbeit der einzelnen Funktionsgruppen, die – bei nach wie vor wachsendem Zuschauerinteresse – Grundlage dafür ist, dass Millionen Menschen Woche für Woche einen sicheren Stadionbesuch erleben können. „Eine belastbarere Zusammenarbeit der Funktionsgruppen, deren intensive Kommunikation und gegenseitige Unterstützung vor, während und nach den Spieltagen sind elementar für ein sicheres Stadionerlebnis. Die Regionalkonferenzen tragen als größtes und länderübergreifendes Netzwerktreffen dazu bei, diese zentrale Zusammenarbeit zu stärken“, betonte Marc Lenz.

Es folgte eine Keynote von Bundesliga-Schiedsrichter Patrick Ittrich, der anhand diverser Beispiele herausarbeitete, welche zentrale Rolle Kommunikation auf dem Fußballplatz und darüber hinaus spielt und weshalb Empathie und regelmäßige Reflektion für ein vertrauensvolles Miteinander unerlässlich sind – vor allem, wenn Dinge einmal nicht nach Plan laufen.

Workshops setzen inhaltliche Schwerpunkte

Nach einer Mittagspause, die für persönliche Gesprächen und vertiefenden Austausch genutzt wurde, stand der Nachmittag mit acht interaktiv gestalteten Workshops im Zeichen methodischen Inputs und fachlicher Impulse. Die Workshops thematisierten das Motto „Kommunikation im Netzwerk Fußball“ aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Ein Fokus lag darauf, die fluktuationsbedingt hohe Quote an Neuzugängen im Netzwerk abzuholen und allen, die eine lange Pause hatten, den Einstieg so einfach wie möglich zu machen.

Geschützte Arbeitsatmosphäre

Bei der Abendveranstaltung stand der informelle Austausch im Vordergrund. Nicht selten entstehen durch diesen persönlichen, von konstruktiver Offenheit geprägten Austausch in geschützter Arbeitsatmosphäre belastbare Beziehungen zwischen den unterschiedlichen Funktionsgruppen. Dies führt wiederum dazu, dass die Vorbereitung, Durchführung und Abwicklung von Fußballgroßveranstaltungen stetig optimiert und an die aktuellen Herausforderungen angepasst werden können.

Der zweite Tag widmete sich dem Transfer der theoretischen Inhalte in die Praxis. Basis dafür war ein Messe-Konzept: An acht verschiedenen Infoständen konnten die Informationen zu den Inhalten und Ergebnissen der Workshops im gemeinsamen Austausch vertieft werden. So bestand auch die Möglichkeit, sich mit den Themen der Workshops auseinanderzusetzen, die man am Vortag nicht besuchen konnte.

In der Abschlussdiskussion wurden die Erkenntnisse aus der Konferenz auf die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen im Fußball bezogen. Moderiert wurde der Austausch von Franciska Wölki-Schumacher von der „Kompetenzgruppe Fankulturen und Sport bezogene Soziale Arbeit“ (KoFaS). Die KoFaS war in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit der DFL-Abteilung Fanangelegenheiten unter Leitung von Thomas Schneider eng in die Konzeption der Regionalkonferenzen eingebunden und profitierte auch davon, dass sie die Bedürfnisse der einzelnen Funktionsgruppen versteht und vermitteln kann.

Ein wichtiger Baustein für eine funktionierende Sicherheitsarchitektur

Die DFL-Projektverantwortlichen Katharina Faber (Referentin Fanangelegenheiten) und Bastian Thomas (Referent Fanangelegenheiten) führten als Moderations-Duo durch die Konferenztage. Aufgrund der vielfältigen Rückmeldungen sind beide der Ansicht, dass der Neustart des Formats gelungen ist.

In seiner Abschlussrede kam Ansgar Schwenken, DFL-Direktor Spielbetrieb & Fans und Mitglied der DFL-Geschäftsleitung, zur gleichen Einschätzung: „Die Regionalkonferenzen sind ein wichtiger Baustein für eine funktionierende Sicherheitsarchitektur in der Bundesliga und 2. Bundesliga. Diese müssen fortgesetzt werden und regelmäßig stattfinden. Daran werden wir arbeiten.“ Gleichzeitig verabschiedete er alle Anwesenden mit dem Appell, in der Zwischenzeit in den jeweils eigenen Clubstrukturen den Dialog zu intensivieren und dabei immer auch Handlungszwänge und Herausforderungen der anderen Funktionsgruppen mitzudenken, um diese dann im besten Fall auch für zukünftige Zusammenarbeit besser antizipieren zu können.

Mehrwerte der Regionalkonferenzen aus Sicht des Netzwerks

Ausgewählte Stimmen aus dem Teilnehmerkreis:

Hartmut Scherer, Einsatzleiter Darmstadt vom Polizeipräsidium Darmstadt-Dieburg: „Wir sind regelmäßig im Austausch mit den Ansprechpersonen bei uns im Verein. Aber eine Regionalkonferenz ist einfach noch mal mehr: Hier sind vergleichbare Akteure von anderen Standorten, insbesondere auch aus anderen Bundesländern, um sich standortspezifisch und -übergreifend auszutauschen. Aus präventiver Sicht können wir von den Erfahrungen anderer lernen – denn uns eint das gleiche Ziel: Für ein sicheres, schönes Stadionerlebnis zu sorgen.“

Patrick Arnold, Geschäftsführer Landesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte NRW: „Die coronabedingte Zwangspause hat gezeigt, wie wichtig diese Veranstaltungsreihe ist. Belastbare Kommunikationswege, die durch die Regionalkonferenzen entstanden sind, hatten nur noch eingeschränkt Bestand – unter anderem bedingt durch die Fluktuation im Netzwerk. Die alltägliche Kommunikation im Fußball ist häufig konfliktbehaftet. Dann bewährt sich, wenn man sich auf die Bedarfe der anderen Funktionsgruppen vorbereitet hat. Denn nur durch persönliche und belastbare Beziehungen lassen sich am Spieltag Konflikte lösen. Daher ist es sehr begrüßenswert, dass die DFL wieder diese wertschätzende Atmosphäre schafft, die es einem ermöglicht, die Perspektive des anderen zu verstehen.“

Uwe Stahlmann, Leiter der Landesinformationsstelle für Sporteinsätze in Baden-Württemberg: „Nach der Coronazeit hatten wir personell fast einen Neustart. Daher ist es besonders wichtig, dass wir wieder in den Austausch kommen, über den Tellerrand hinausschauen und diese Kommunikationsstruktur wieder pflegen. Perspektivwechsel, Vertrauen schaffen; das passiert nur in einem Format, das unabhängig ist vom Spieltagsgeschehen und bei dem man ausreichend Zeit hat, sein Gegenüber kennenzulernen.“

Dirk Michalowski, Fanbeauftragter VfL Bochum und einer von drei Bundessprecherinnen und -Sprechern der Fanbeauftragten: „Wir sind froh, dass das Format wieder angeboten wird. Nach der Pandemie hat sich auf vielen Positionen personell etwas verändert. Viele kennen dieses Format und diesen Austausch nicht, müssen aber am Spieltag miteinander arbeiten. Hier hat man die Möglichkeit, deutlich intensiver in das Gespräch einzusteigen und Inhalte auszutauschen.“

Phillip Corell, Landesinformationsstelle Sporteinsätze, Hessisches Ministerium des Innern, für Sicherheit und Heimatschutz: „Die Regionalkonferenzen sind ein wesentliches, wenn nicht das einzige Format, bei dem alle wesentlichen Schnittstellenpartner länderübergreifend zusammenkommen. Erst hier können viele Dinge in einem weniger formellen Rahmen zur direkten Aussprache kommen. Sie bieten die Möglichkeiten, das Thema Sicherheit aus allen Perspektiven zu betrachten und mehr gegenseitiges Verständnis zu erzeugen.“

Sophia Gerschel, Mitarbeiterin Fanprojekt Karlsruhe: „An den Regionalkonferenzen schätze ich insbesondere den funktionsübergreifenden und spieltagsunabhängigen Erfahrungsaustausch zu den verschiedensten Themen. Man hat die Möglichkeit auf Personen zu treffen, zu denen man normalerweise keinen Kontakt hat. Hier gibt es den Raum, um Diskussionen führen, die man am Spieltag nicht (zu Ende) führen könnte.“

Jörg Rudolph, Geschäftsstelle Landespräventionsrat, Sächsisches Staatsministerium des Innern: „Mir gefiel vor allem die Bandbreite der Aktivitäten, die von Workshops über Open Spaces bis hin zu Messeständen reichte. Immer war die Möglichkeit gegeben, sich mit Referenten und den Teilnehmenden auszutauschen. Der freundliche, offene und kooperative Austausch zwischen den Teilnehmenden aus den verschiedenen Funktionsgruppen hat mich dabei besonders beeindruckt und gefreut.“

Michael Madre, stellvertretender Leiter der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS): „Die Veranstaltung ist sehr gut vorbereitet, bietet eine gute Themenmischung und Möglichkeiten für alle Funktionsgruppen, sich an verschiedenen Stellen aktiv einzubringen. Es gibt bereichsübergreifend und überregional kein vergleichbares Format. Ich bin positiv überzeugt, dass sie einen Mehrwert liefert und weiterhin stattfinden sollte.

Weitere Impressionen der Regionalkonferenzen 2024:

Das Organisationsteam und die Workshopleitenden versammeln sich für ein Gruppenbild in den Konferenzräumlichkeiten in Frankfurt am Main.

Fotos: DFL/Witters/Tim Groothuis