“Jeder kann sich klar gegen rassistische Äußerungen positionieren”

Porträtfoto Moritz Glenk
Moritz Glenk, Projektverantwortlicher bei der Stiftung gegen Rassissmus
Foto: Stiftung gegen Rassismus

21.03.2022 – Unter dem Motto „Haltung zeigen“ finden in diesem Jahr vom 14. bis 27. März die Internationalen Wochen gegen Rassismus statt. Im Aktionszeitraum gibt es vielfältige zivilgesellschaftliche Aktionen und Veranstaltungen, die sich für die Überwindung von Rassismus einsetzen.  Seit 2016 werden die Aktionswochen von der Stiftung gegen Rassismus koordiniert. Im Interview spricht Moritz Glenk, Projektverantwortlicher für die Internationalen Wochen gegen Rassismus, über die Botschaft, die Relevanz sowie die Rolle des Profifußballs.

Herr Glenk, seit 2008 finden in Deutschland über den Zeitraum von 14 Tagen die Internationalen Wochen gegen Rassismus statt. Worum geht es dabei?

Moritz Glenk: Bei friedlichen Demonstrationen gegen das südafrikanische Apartheitsregime am 21. März 1960 schoss die Polizei in die Menge und 69 Menschen wurden getötet, darunter acht Frauen und zehn Kinder. Sechs Jahre später wurde der 21. März von den Vereinten Nationen zum „Internationalen Tag zur Überwindung von rassistischer Diskriminierung“ ausgerufen, noch einmal einige Jahre später wurde an die Mitgliedsstaaten appelliert, daraus eine Aktionswoche zu machen, um die Solidarität mit den Betroffenen zu verdeutlichen. In Deutschland sind es seit 2008 zwei Wochen, und in den vergangenen Jahren ist das beeindruckende Engagement der Tausenden Aktiven vor Ort und die Anzahl und Vielfalt der Aktionen beständig gestiegen.

Das diesjährige Motto lautet „Haltung zeigen“. Was genau verbirgt sich dahinter?

Glenk: Damit wollen wir verdeutlichen, dass die überwiegende Mehrheit der Gesellschaft Schulter an Schulter mit den Betroffenen steht und öffentlich klar Position bezieht. Gemeinsam sollten wir Haltung zeigen, jeder kann sich klar gegen rassistische und menschenfeindliche Äußerungen positionieren. Es gibt beeindruckendes Engagement mit vielfältigen Aktivitäten auf dem Weg hin zu einer menschenfreundlichen Gesellschaft. Andererseits merken wir aber auch mit Blick auf Hasskommentare im Netz, Anfeindungen gegen Politikerinnen und Politiker sowie rassistisch motivierte gewalttätige Übergriffe, dass es immer noch sehr viel zu tun gibt. In der Planung unserer Aktionswochen haben wir überlegt, wie man dies thematisch am besten fassen kann. Hierfür fanden wir das Motto „Haltung zeigen“ sehr passend.

Warum ist es so wichtig, dass die Gesellschaft nach wie vor für das Thema Antirassismus sensibilisiert wird und weiterhin aktiv auf dieses Thema aufmerksam gemacht wird?

Glenk: Bedauerlicherweise ist in den vergangenen Jahren die Zahl rassistisch motivierter Straftaten wieder erheblich gestiegen. Dazu gibt es vielfältige Statistiken. Bürgerinnen und Bürger aus der Mitte der Gesellschaft demonstrieren ohne Berührungsängste zusammen mit Rechtsextremen, und die Abwertung von vermeintlich „Fremden“, Menschen mit Migrationsgeschichte oder Geflüchteten ist weit verbreitet. Zum Glück zeigt sich im Moment in der Aufnahme von Geflüchteten aus der Ukraine eine andere Seite der Gesellschaft, eine beeindruckende Willkommenskultur. Wir alle sollten gemeinsam als Gesellschaft in diesen schwierigen Zeiten für ein friedliches und solidarisches Miteinander eintreten und Haltung zeigen für die Solidarität mit Geflüchteten, gleich welcher Herkunft, und gegen jede Form von Gewalt, Hass und Ausgrenzung.

Was genau kann der Profifußball für den Kampf gegen Rassismus und für ein friedliches Miteinander beisteuern?

Glenk: Der Profifußball hat mit seiner Strahlkraft die Möglichkeit, viele Menschen anzusprechen und deutlich zu machen, dass wir als Gesamtgesellschaft gegen Rassismus stehen und rassistisches Verhalten nicht tolerieren. Es ist unheimlich wichtig und hilfreich, dass der Profifußball mit seinem Vorbildcharakter vorangeht und Menschen anspricht, die wir als Stiftung nicht erreichen. Unter anderem hat sich der Bundesliga-Club Eintracht Frankfurt, der uns in diesem Jahr sehr aktiv und engagiert als Botschafter unterstützt, in den vergangenen Jahren immer wieder mit tollen Aktionen positioniert und deutliche Zeichen gegen Rassismus gesetzt. Aber auch viele andere Proficlubs zeigen Haltung, darunter der FC Bayern München mit der Aktion „Rot gegen Rassismus“ oder der 1. FC Nürnberg, der in dieser Woche eine große Kampagne zu den Internationalen Wochen gegen Rassismus gestartet hat – um nur einige Beispiele zu nennen. Dazu werden wir von der DFL Stiftung unterstützt. Das Engagement des Fußballs umfasst viele tolle und kreative Aktionen, die öffentlich eine große Wirksamkeit besitzen und damit weit in die Gesellschaft hineinstrahlen.

Teile dieses Interviews sind zunächst bei der DFL Stiftung erschienen.