Vielfalt als Grundprinzip

Eine Eckfahne in Regenbogenfarben
Foto: 1. FC Köln

17.5.2025 – Am 17. Mai ist der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit (IDAHOBIT). Es ist der Aktionstag der LGBTQ*-Community, um auf Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität aufmerksam zu machen. Auch die 36 Proficlubs der Bundesliga und 2. Bundesliga nutzen den IDAHOBIT, um einmal mehr die Botschaft zu verbreiten, dass Ausgrenzung in unserer Gesellschaft keinen Platz hat. Ein Beispiel für dieses Engagement ist der diesjährige „FC-Doppelpass“, ein Kooperationsprogramm des 1. FC Köln mit dem ColognePride e.V., der 1991 gegründet wurde und unter anderem Veranstalter des Christopher Street Day Köln ist.

Eine Frau und ein Mann stehen lächelnd vor einem Bildschirm mit der Aufschrift: Vielfalt verbindet.
Luisa Schanze und Thorsten Friedrich von der Stiftung des 1. FC Köln auf dem Diversity-Netzwerktreffen im April 2024.
Foto: 1. FC Köln

Herr Friedrich, Frau Schanze, was ist der „FC-Doppelpass“ – und wofür steht er?

Thorsten Friedrich: Der „FC-Doppelpass“ ist unsere jährlich wechselnde Saisonpartnerschaft mit Organisationen, die gesellschaftlich relevante Themen in den Fokus rücken und in den Wissensaustausch mit uns treten. Wir bieten diesen Themen mit unserer Reichweite eine Bühne – und profitieren selbst von der Expertise dieser Partner. Es ist ein Geben und Nehmen, mit dem Ziel, nachhaltige Impulse zu setzen. In der Vergangenheit haben wir das zum Beispiel schon mit Amnesty International Deutschland oder der Aktion Mensch gemacht.

Luisa Schanze: Das Besondere ist die intensive Zusammenarbeit über ein Jahr. Wir ermitteln Problemfelder und entwickeln gemeinsam Maßnahmen – zugeschnitten auf die aktuelle gesellschaftliche Lage und die Stärken des Partners. Dadurch können wir mehr bewegen.

In der aktuellen Saison ist der ColognePride e.V. Ihr Partner. Begonnen hat die Kooperation im Juli des vergangenen Jahres mit der Organisation des Christopher Street Day, so endet sie nun auch. Was hat der Club aus dieser Kooperation mitgenommen?

Schanze: Wie von allen anderen Partnern haben wir auch im Rahmen der Partnerschaft mit ColognePride sehr konkrete Hinweise und Vorschläge für Maßnahmen bekommen. So ist zum Beispiel das Format „Vielfaltskölsch“ entstanden, bei dem Mitarbeitende nach dem Arbeitstag bei Kölsch und Pizza mit verschiedenen Dimensionen von Vielfalt in Berührung kommen – zum Beispiel Alter, sexuelle Orientierung, Behinderung. Vertretende von ColognePride waren vor Ort und haben aus vielfältigen Lebenswelten berichtet, damit wir unser Team nahbar an die Themen bringen. So wird Vielfalt bei uns erlebbar und langfristig im Club verankert. 

Heute ist IDAHOBIT. Wie wichtig sind solche Aktionstage aus Ihrer Sicht?

Friedrich: Der Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit ist für uns als Verein, der eng mit der starken queeren Community vernetzt ist, selbstverständlich ein Thema. Aber Vielfalt ist für uns mehr als ein Aktionstag, es ist ein Grundprinzip, das wir über das gesamte Jahr, über eine Saison hinweg immer wieder verkörpern wollen, auch mit eigenen Aktionen. Wir haben uns zum Beispiel 2019 dazu entschlossen, unseren eigenen Diversity-Spieltag beim 1. FC Köln einzuführen. Das ist ein Statement: Wir stehen immer zu diesen Werten. Wir wollen die Botschaft nachhaltig platzieren und nicht, weil gerade keine anderen Themen im Verein im Vordergrund stehen.

Sportliche zum Beispiel?

Schanze: Zum Beispiel. Wir arbeiten schon lange mit ColognePride zusammen. Der Verein ist bestens vernetzt, viele Mitglieder sind gleichzeitig Fans oder Dauerkarteninhaber des FC. So hatten beide Seiten in dieser Kooperation immer eine Sensibilität für die jeweilige Zielgruppe des Partners. Der FC-Fan, der am Wochenende ins Stadion geht, möchte natürlich einen Sieg sehen, und wir können den Fußball nicht einfach beiseiteschieben. Das muss man immer beachten.

Wie geht der FC damit um, wenn es zu Themen wie Vielfalt negative Resonanz gibt?

Schanze: Natürlich erleben wir auch Gegenwind – vor allem online. So wie alle anderen Clubs, die sich dem Thema widmen. Aber intern wissen alle, wofür der FC steht. Unser Sportdirektor Thomas Kessler hat zum Beispiel klar gesagt: Wer hier spielt, muss unsere Werte akzeptieren. Das gibt Rückhalt. Wir glauben auch, dass soziale Verantwortung im Fußball noch wichtiger wird – besonders für junge Generationen. Wenn wir es schaffen, Zugehörigkeit und Teilhabe zu stärken, bleibt der Fußball glaubwürdig und relevant. Dafür braucht es Haltung, Offenheit und Mut.

Zu den Personen:

Thorsten Friedrich ist Projektmanager bei der FC-Stiftung. Schon seit 2010 arbeitet er für den 1. FC Köln. In der Vergangenheit war er in verschiedenen Bereichen des Clubs, unter anderem in der Fanbetreuung, aktiv. Schon dort hatte er sich gesellschaftlich relevanten Themen rund um Vielfalt, Inklusion und gesellschaftliche Verantwortung gewidmet. Seit 2022 ist er Teil der FC-Stiftung, die beim 1. FC Köln die Betreuung aller Nachhaltigkeitsthemen verantwortet.

Luisa Schanze ist Wirkungsmanagerin bei der FC-Stiftung. Sie ist verantwortlich für das Projekt „FC-Doppelpass“, das jährlich wechselnde gesellschaftlich relevante Themen in Partnerschaft mit externen Organisationen aufgreift. Daneben betreut sie das Wirkungsmanagement der Stiftung und arbeitet daran mit, soziale Projekte nachhaltig und strategisch auszurichten. Schanze ist seit 2022 beim 1. FC Köln.