Mehr als 600 Teilnehmende bei Fachtag zum Thema „Antidiskriminierung und Vielfalt“

01.04.2021 – Sehr sensiblen, bedeutenden und gleichermaßen komplexen Themenfeldern widmete sich auch in diesem Jahr der Fachtag „Antidiskriminierung und Vielfalt“ – aufgrund der Corona-Pandemie erstmals virtuell und auf drei eigenständige Veranstaltungen aufgeteilt. Die thematischen Schwerpunkte lauteten: „Rassismus und Vielfalt“, „Strategien gegen Rechtsextremismus“ und „Umgang mit sexualisierter Gewalt“ im Fußball und seinen Fanszenen. Seit 2014 wird der Fachtag von der DFL ausgerichtet, zum zweiten Mal in Folge gemeinsam mit dem DFB.

Vielfältiger Kreis an Teilnehmenden

In allen Themenbereichen stand auf der Agenda, über aktuelle Entwicklungen zu informieren, Erfahrungen auszutauschen und in den Dialog zu gehen. Dies alles mit der Zielsetzung, gemeinsame Handlungsansätze zu erarbeiten und zu vertiefen.

An den drei jeweils dreistündigen Veranstaltungen nahmen insgesamt mehr als 600 Interessierte aus unterschiedlichen Bereichen teil: Fan- und Sicherheitsbeauftragte, Veranstaltungsleiterinnen und Veranstaltungsleiter sowie CSR-Verantwortliche der Clubs der Bundesliga, 2. Bundesliga, 3. Liga, der FLYERALARM Frauen-Bundesliga und der Regionalligen sowie Vertreterinnen und Vertreter sozialpädagogischer Fanprojekte.

Ataman und Thiam über den Kampf gegen Rassismus

Bei der ersten von drei Veranstaltungen standen die Themen „Rassismus und Vielfalt“ im Mittelpunkt. Die Journalistin und Buchautorin Ferda Ataman, Vorsitzende der „Neuen deutschen Medienmacher*innen“, eröffnete mit einem Impulsvortrag. Die Journalistin führte aus, wie wichtig es sei, ein gemeinsames Verständnis von Rassismus zu entwickeln, bevor Vielfalt entstehen kann. Ihre Kernbotschaft: „Rassismus ist ein gesamtgesellschaftliches Thema und sollte nicht als Problem von Minderheiten wahrgenommen werden. Rassismus geht alle etwas an.“

In der sich anschließenden Diskussionsrunde, moderiert von Autor und Soziologe Robert Claus, kamen weitere Protagonisten zu Wort, die über ihre Herangehensweise gegen Rassismus sprachen, darunter Pablo Thiam, Leiter des Leistungszentrums des VfL Wolfsburg.

Einen ausführlichen Beitrag über die Auftaktveranstaltung des Fachtags lesen Sie hier.

Erkennen und handeln: Strategien gegen Rechtsextremismus

Bei der zweiten Veranstaltung rückte das Thema „Strategien gegen Rechtsextremismus“ in den Fokus. Anna Müller von der „Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin“ beleuchtete einführend, wie die rechtsextreme Szene im digitalen Raum organisiert und strukturiert ist. Im Anschluss schilderte Robert Claus, welche Strategien rechte Organisationen in Bezug auf den Fußball verfolgen. In elf Kleingruppen diskutierten die Teilnehmenden danach anhand eines fiktiven Fallbeispiels – in dem diskriminierende und rassistische Vorkommnisse gegen einen Spieler beschrieben waren – verschiedene Handlungsstrategien, um sich gegen Rechtsextremismus zur Wehr zu setzen.

Abgerundet wurde auch die zweite Veranstaltung des Fachtags mit einer intensiven, virtuellen Podiumsdiskussion, an der neben den Vortragenden auch Philipp Beitzel (Koordinationsstelle Fanprojekte), Luis Engelhardt (Maccabi Deutschland) sowie Frederick von Moers und Alexander Engelfried (beide Türkgücü München) teilnahmen.

Umgang mit und Maßnahmen gegen sexualisierte Gewalt

Der Abschluss des diesjährigen Fachtags handelte vom Umgang mit sexualisierter Gewalt im Fußball und seinen Fanszenen. Gitta Axmann, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sportsoziologie und Genderforschung an der Deutschen Sporthochschule Köln und Mitglied des Studienteams „Safe Sport“, eröffnete mit einem Vortrag über sexualisierte Gewalt im Sport allgemein. Dadurch erhielten die Teilnehmenden sowohl grundlegende Einordnungen zu diesem Thema wie auch konkrete Einblicke in die Studienergebnisse. Das im Oktober 2014 begonnene Forschungsprojekt „Safe Sport“ soll zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexualisierter Gewalt im organisierten Sport in Deutschland beitragen. Dabei liegt den Studien im Projekt „Safe Sport“ ein weites Begriffsverständnis zugrunde. Es werden neben sexualisierten Gewalthandlungen mit Körperkontakt auch solche ohne Köperkontakt oder grenzverletzendes Verhalten einbezogen. Weitere Informationen finden Sie hier.

Im weiteren Verlauf berichtete auch Paula Scholz über den Einsatz gegen sexualisierte Gewalt im Fußball. Scholz ist Mitbegründerin des „Netzwerks gegen Sexismus und sexualisierte Gewalt“, welches Ende 2019 ein Handlungskonzept gegen sexualisierte Gewalt im Fußball veröffentlicht hat. Abgerundet wurde der dritte Teil des Fachtags ebenfalls von einem Austausch auf dem virtuellen Podium. Spannende Einblicke lieferten dabei Antje Hagel vom Fanprojekt Offenbach und Matthias Mühlen, der als Leiter CSR des VfL Bochum 1848 das ganzheitliche Kinderschutzkonzept seines Clubs vorstellte.

Breites Engagement gegen Diskriminierung

Seit vielen Jahren engagieren sich die DFL und die 36 Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga für Vielfalt sowie gegen Rassismus und Diskriminierung. Ein Beispiel ist der im Jahr 2014 von der DFL eingerichtete Pool zur Förderung innovativer Fußball- und Fankultur („PFiFF“), über den seitdem zahlreiche Projekte auch im Bereich der Toleranzentwicklung und Antidiskriminierung gefördert werden. Wissenschaftlich begleitet wird „PFiFF“ von Beginn an auch durch die FH Potsdam. Das Programm „EXIT“ für Aussteiger aus der rechtsextremen Szene begleitet PFiFF zudem in der Steuerungsgruppe. Mehr Informationen zu den Förderschwerpunkten und -richtlinien sowie Projektbeispiele finden Sie unter go.dfl.de/PFIFF.

Aktuelle Informationen und Hintergrundwissen aus erster Hand:
Im Fan-Letter berichtet die Abteilung Fanangelegenheiten der DFL regelmäßig über aktuelle Themen und Veranstaltungen.