Klassenzimmer der ganz besonderen Art: Drei neue Standorte für „Lernort Stadion“

11.06.2021 –Das Engagement seines Clubs ist für Ingo Hertzsch unabdingbar. „Wir sind uns unserer sozialen Verantwortung bewusst“, sagt der Teamleiter CSR/Fußballschule von RB Leipzig, der früher selbst 227 Mal in der Bundesliga aufgelaufen ist (für den Hamburger SV, 1. FC Kaiserslautern, Eintracht Frankfurt und Bayer 04 Leverkusen). Hertzsch betont: „Wir wollen Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung und auf ihrem Weg begleiten.“

70.000 Jugendlichehaben bisher an dem Programm teilgenommen

Ein wichtiger Baustein ist dafür „Lernort Stadion“. Das von der DFL Stiftung geförderte Programm nutzt die besondere Atmosphäre von Fußballstadien und die Begeisterung Jugendlicher am Fußball, um auch ihr Interesse an der Politik zu wecken und sie zu ermutigen, sich aktiv in die Gesellschaft einzubringen. 2009 wurde „Lernort Stadion“ ins Leben gerufen, mehr als 70.000 Jugendliche haben seit dem Programmstart daran teilgenommen. Mittlerweile wird das Programm an 23 Standorten durchgeführt.

Programm führt Jugendliche zum Lernen ins Stadion

Drei neue Standorte erweitern nun das bundesweite Netzwerk: Düsseldorf, Osnabrück und eben auch Leipzig, die Wirkungsstätte von Ingo Hertzsch. In den jeweiligen Fußballstadien werden fortan außerschulische, politische Bildungsmöglichkeiten für Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren angeboten. Die Heranwachsenden kommen in der Regel für einen bis fünf Tage ins Stadion, um sich dort niedrigschwellig, an der Lebenswelt der Jugendlichen orientiert mit gesellschaftlichen Themen auseinanderzusetzen.

Ein Workshop am Kölner Lernort  „FC Stadionakademie“ im RheinEnergieSTADION (2019, Foto: Guido Kichner).

Die Workshops wurden von den sozialpädagogischen Fanprojekten konzipiert und finden in verschiedenen Bereichen der Stadien statt: auf der Tribüne, um über Themen wie Toleranz zu sprechen, oder im Pressekonferenzraum, um den Umgang mit sozialen Medien zu beleuchten.

Das passiert an den drei neuen Standorten

In Leipzig geht es für die Jugendlichen im September erstmals in die Red Bull Arena, Spielstätte von RB Leipzig, um die erste Projektphase einzuläuten. In der „Lernkurve Leipzig“ – so wird das Projekt am Standort Leipzig genannt – werden dann folgende Themen auf dem außergewöhnlichen Lehrplan stehen: der Umgang mit sozialen Medien, Teambuilding, Wertschätzung, Toleranz und Möglichkeiten gesellschaftlicher Teilhabe sowie das Spannungsfeld zwischen Ideologie und Sport in der Zeit des Nationalsozialismus und der DDR.

Der Fußball bietet die Chance, schwierige Themen spielerisch und auf Augenhöhe zu diskutieren.

Stefanie Stausberg, Projektkoordinatorin, Lernort „BildungsKick“

Im Lernort „BildungsKick“ in Düsseldorf starten in diesen Tagen die ersten Workshops in den Themengebieten Sexismus und Homofeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus sowie Suchtprävention. Ausgerichtet wird das Programm in der MERKUR SPIEL-ARENA, Spielstätte von Fortuna Düsseldorf. Der digitale Workshop „Versenkt im Netz“ zum Thema Medienkompetenzen wurde bereits in den vergangenen Wochen durchgeführt.

Ein U21-Europameister als Pate

„Der Fußball bietet die Chance, schwierige Themen spielerisch und auf Augenhöhe zu diskutieren“, sagt Stefanie Stausberg, Projektkoordinatorin des Düsseldorfer Lernorts. „Auch die spannenden, vielfältigen Biografien der einzelnen Spieler von Fortuna Düsseldorf eignen sich als Einstieg für die Bildungsarbeit.“ Als Pate des Standorts konnte der 20-jährige Fortuna-Profi Shinta Appelkamp gewonnen werden, der in Japan geboren wurde und erst jüngst mit der deutschen U21-Nationalmannschaft den Europameistertitel feiern konnte.

Auch im „Lernort Bremer Brücke“ starten in diesen Tagen die Programmangebote im Stadion Bremer Brücke, Spielstätte des VfL Osnabrück. Tina Schröter, Projektkoordinatorin vom Fanprojekt Osnabrück, erklärt: „Aktuell bieten wir Workshops in den folgenden Modulen an: Fußball und Zeitgeschichte, Diskriminierung und politische Einflüsse im Fußball, Fußball zwischen Tradition und Moderne und ‚Nie wieder!‘ – Tag der Erinnerung.“

 DFL Stiftung seit 2017 Hauptförderin des Programms

Lernort Stadion bringt Fußball und politische Bildung auf geniale Art zusammen.

Franziska Fey, Vorstandsvorsitzende der DFL Stiftung

Die DFL Stiftung unterstützt das Programm „Lernort Stadion“, das 2009 von der Robert Bosch Stiftung initiiert wurde, seit 2010 und ist seit 2017 Hauptförderin. Partner vor Ort sind die sozialpädagogischen Fanprojekte und die Proficlubs. Im Herbst 2014 erfolgte die Gründung des Lernort Stadion e.V., als Zusammenschluss der Lernorte und gemeinsames Gesicht nach außen.

„Lernort Stadion bringt Fußball und politische Bildung auf kreative Art zusammen“, sagt Franziska Fey, Vorstandsvorsitzende der DFL Stiftung: „Das Programm bestärkt Jugendliche darin, eine eigene Haltung zu entwickeln und mit anderen ins Gespräch zu kommen. Diese Form der Demokratieförderung hat uns von Anfang an überzeugt.“

Bei den über 70.000 Jugendlichen, die bereits an „Lernort Stadion“ teilgenommen haben, stößt das Projekt auf breite positive Resonanz. Laut einer Evaluation des Münchener Centrums für angewandte Politikforschung (CAP), das „Lernort Stadion“ wissenschaftlich begleitet hat, würden 93 Prozent der Teilnehmenden die Lernzentren weiterempfehlen. Entscheidende Erfolgsfaktoren seien der Methodenmix, authentische Referent*innen, ein wertschätzendes Setting sowie Alltags- und Handlungsorientierung.

Mehr Information zum Programm: www.dfl-stiftung.de/lernort-stadion oder www.lernort-stadion.de/